SWR3 Gedanken

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02JUN2019
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Heute ist der „Tag der sozialen Kommunikationsmittel“. Eingeführt wurde er in den 60er Jahren von Papst Paul VI. Damals hieß er „Welttag der Massenmedien“, und es ging um Funk und Fernsehen. Heute diskutiert man über Facebook, Twitter, Instagram und Co. Internet und soziale Netzwerke gehören zu einem Medienalltag, den sich damals noch kein Mensch vorstellen konnte.

Heute hat so ziemlich jeder ein Smartphone in der Hand- oder Hosentasche und kann sich immer über fast alles informieren. Vom Fußballergebnis über Regierungskrisen bis zum Abendessen entfernter Bekannter. Die Digitalisierung macht’s möglich. Milliarden von Nachrichten laufen täglich rund um den Globus, wir baden in einer Flut von Informationen. Ist das nun Fluch oder Segen?

Weder noch. Es ist das, was ich daraus mache. Oder mit mir machen lasse. Eine Flut von Information macht aus mir noch keinen informierten Zeitgenossen. Dazu muss mein Hirn die Informationen erst verarbeiten, einordnen und bewerten. Und die 624 Freunde auf Facebook machen aus mir keinen beliebten und geliebten Menschen. Dazu muss Beziehung erst in die Tiefe gehen. Und da reicht ein Foto vom Abendessen eben nicht.

Am „Tag der sozialen Kommunikationsformen“ fällt mir ein Wort aus der Bibel ein: „Glücklich ist der Mensch, der weise und urteilsfähig geworden ist. Er hat mehr davon als jemand, der Silber und Gold besitzt.“ (Sprüche 3, 13f.)

Und vielleicht ignoriere ich deshalb heute einmal mein ständig brummendes Handy und überlege mir, was ich wirklich wissen will. Oder ich klicke mich nicht durch hundert Bilder, sondern konzentriere mich auf ein einziges, das mich besonders anspricht. Und von den Freunden auf Facebook suche ich mir einen, mit dem ich mich heute zum Essen verabrede. Und ich werde kein Foto davon posten.

 

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