SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Das ist ein komischer Tag heute nach Christi Himmelfahrt. Jesus ist endgültig heimgegangen, wir haben ohne ihn klar zu kommen. Die jesuslose Zeit hat begonnen, er ist nicht mehr da – und der versprochene Nachfolger, der Heilige Geist, ist auch nicht da, gefühlt ist die pfingstliche Geistausschüttung noch weit weg. Ich will nichts dramatisieren, aber die Liturgie der Kirche selbst macht es spannend. Diese zehn Tage jetzt nach Christi Himmelfahrt sind die jesuslose, die geistlose Zeit. Gewiss: die österliche Überzeugung, dass er lebt, bestimmt alles.

Aber es gibt noch genug zu tun. Deshalb ist jetzt Zeit wie nie, um Gottes Heiligen Geist hereinzurufen in unsere Welt. Geht es nicht in der Tat oft geistlos zu? Lassen wir Glaubenden Jesus nicht oft alt aussehen und trauen seinem Windschatten doch nicht, seinem Geist und seiner Ausstrahlung? Wie steht es mit der drängenden Reform der Kirche? Was ist mit der unbewältigten Vergangenheit – vielleicht auch im eigenen Leben? Warum leben wir weiter auf Kosten anderer?  „Komm, Heiliger Geist“! Nichts hat die Welt nötiger als diese Jesuskraft, die Frieden schafft und Unrecht überwindet.  Christen warten auf diesen Schöpfergeist, der tröstet und befreit. Sie bitten um sein Kommen,  bereiten sich darauf vor. Gefragter denn je sind seine Anregungen. „Komm Heiliger Geist!“  Gib uns Mut zu Alternativen, mach uns in Konflikten versöhnungswillig und kompromissbereit, lass uns nicht resignativ oder gar bitter werden, aber rette uns auch vor der elenden Schönfärberei, als ob es immer so weiter ginge. Nichts ist nötiger als diese Schwungkraft des Lebens, die wir Heiligen Geist nennen. „Komm, herab, du Heilger Geist, der die dunkle Nacht zerreißt, bringe Licht in diese Welt“ – so beginnt eines der schönsten christlichen Gebete, schon über 8oo Jahre alt.

Darin heißt es weiter: „Komm, der alle Armen liebt,/komm der gute Gaben gibt,/ komm, der jedes Herz erhellt.“  Drängend wird um jene Inspiration gebeten, die die Verhältnisse aufmischt und zum Guten verändert. Was im Leben und Sterben Jesu sichtbar wurde, soll endlich überall sich durchsetzen: diese Art, sich lieben zu lassen und zu lieben; dieses Gespür für den Anderen in seinem Glück und seiner Not, dieses Vertrauen in Gottes Güte.  Das alte Lied hat Recht mit dem Vers: „Ohne dein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehen, kann  nichts heil sein noch gesund“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28708
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