SWR3 Gedanken

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24MAI2019
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Zwischen Beuron und Tuttlingen, in dem kleinen Städtchen Mühlheim an der Donau gibt es eine wunderschöne, ein bisschen verwunschene Ruine. Sie steht majestätisch-verfallen mitten im Wald. Jetzt hat sie kein Dach mehr, nur noch ein paar Mauerreste ragen in den Himmel, Gras wächst auf dem Boden, drumherum Bäume. Ich spaziere gerne hierhin. Setze mich in die hohen Mauerreste. Der Hund spielt zu meinen Füßen und ich lass meinen Gedanken freien Lauf. Ruinen. Die gibt es sehr wohl im Leben.

Schulzeitruinen zum Beispiel. Wenn man nicht das populärste Kind war, kein Überflieger, auf dem Schulhof stehen gelassen. Das hinterlässt in einem etwas wie eine Schulzeitruine.

Oder Beziehungsruinen. Vertrauen, das missbraucht wurde. Gemeine Worte, Verletzungen auf allen Seiten. Gesundheitsruinen auch. Narben am Körper, Krankheiten, die zwar überstanden sind, aber die die kindliche Zuversicht genommen haben, auf immer und ewig gesund zu bleiben.

Kurz: Lebensruinen. Schweigen, wo man hätte reden sollen. Geplatzte Träume. Verpasste Chancen. Solche Ruinen gibt es wohl in jedem Leben.

Aber wenn ich in dieser alten Kirchenruine im Wald sitze, der Wind weht in den Bäumen, die Sonne scheint - dann sind diese alten Mauerreste einfach nur schön. Das füllt mich mit Frieden und mit Hoffnung. Ruinen haben nämlich auch etwas ungemein Faszinierendes, Majestätisches, Schönes. Vielleicht gehören die Ruinen, so wie sie sind, einfach zu meinem Leben.

Der Herr ist ganz nah bei den Menschen, die im Herzen verzweifelt sind. Er hilft denen, die ihren Lebensmut verloren haben. Psalm 34,19
Lebensräume aufspüren im Kloster Hirsau, Gebetsstationen im Chorraum: http://lebensraum-hirsau.de/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28685
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