Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die ersten Tage des neuen Jahres – die machen mir oft auch richtig Lust auf Neues. Auf einen Neuanfang. Neue Vorsätze, neue Projekte, neue Träume.. die weißen Kalenderblät-ter laden dazu ein. Es soll nicht alles beim alten bleiben. Und doch, immer mehr spür ich, gerade auch zu Jahresanfang: Völlig losgelöst vom Alten ist das Neue auch nicht möglich. Ich bin ja als Mensch kein unbeschriebenes Blatt. Und das ist gut so. Ich habe schon ei-nen großen Stapel vollgeschriebener Kalender zuhause liegen, mit Begegnungen und Terminen aus so vielen Jahren, mit guten und schlechten Erfahrungen. Immer mehr ist mir bewusst: So manches davon brauche ich einfach, um nun wieder neu starten zu kön-nen. Ich brauche Altes, Vertrautes, Verlässliches hinter mir und neben mir, um wirklich Neues zu wagen.

Namen von Menschen sind das vor allem. Vertraute und verlässliche Menschen. Ich brau-che gute Kollegen, um ein neues Projekt im Beruf zu starten. Und ich verlasse mich auf meine Familie, auf Freundinnen und Freunde, wenn ich privat etwas neu anfange. Und dann ist da auch noch mein Gott, auf den ich setze, der dabei bleibt, wie schon immer und auch auf neuen Wegen. Ohne all dieses Alt-Vertraute ist für mich Neues nicht mög-lich. Das hat für mich auch was mit Selbsterkenntnis und Demut zu tun: Ich bin nicht so perfekt, dass ich etwas Neues völlig aus mir allein heraus und ohne irgendwelche Unter-stützung stemmen kann. Nur Gott hat Neues aus dem Nichts erschaffen. Ich kann Neues nur schaffen, wenn ich auf das aufbaue, was ich schon habe. Ich will und kann mich auf andere verlassen.

Die Bibel ist voll von mutigen Neuanfängen. Gerade zum Beispiel hat die Weihnachtsge-schichte von Maria erzählt, die als Verlobte ein Kind bekommt. Aber auch sie geht ihren Weg nicht allein. Sie verlässt sich auf Elisabeth, ihre Verwandte, die sie erst einmal be-sucht, als sie schwanger wird, und natürlich auf Josef, den Verlobten, der bei ihr bleibt. Und sie verlässt sich auf Gott. Auch für sie gilt: Nichts bleibt beim alten. Aber all das Neue lässt sich nur wagen mit Altvertrautem im Rücken.


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