SWR3 Gedanken

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17MAI2019
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„Fridays for future“. Ein Begriff, um den man seit einigen Wochen nicht mehr herumkommt. Jugendliche demonstrieren freitags während ihrer Schulzeit gegen die Zerstörung der Umwelt und für eine bessere Zukunft.

Man kann sie belächeln, die Jugendlichen, die von ihren Eltern täglich mit dem Auto in die Schule oder sogar zur Demo gefahren werden. Man kann sie nicht für voll nehmen, wenn sie eine leere Chipstüte auf den Boden werfen, während sie ein Plakat gegen Umweltverschmutzung in die Luft halten. Man kann sie bestrafen, wenn sie jeden Freitag die Schule schwänzen.

Aber man kann sie auch bewundern, wenn sie trotz schlechten Wetters auf die Straße gehen und demonstrieren. Gegen die Zerstörung der Umwelt protestieren. Man kann sie loben, wenn sie ihr eigenes Leben zu Gunsten einer besseren Welt verändern, sich selbst, ihre Mitschüler und sogar ihre Eltern aufklären. Wenn sie Müll aufsammeln und Plastik vermeiden.

Man kann sie bewundern oder kann sie belächeln. Aber Eines kann man nicht mehr: Sie übersehen. Sie überhören, sie übergehen. Denn sie sind da. Regelmäßig und laut.

Ein bisschen erinnern sie mich sogar an die Propheten aus dem Alten Testament. Auch sie haben gegen die untragbaren Zustände ihrer Zeit protestiert. Wollten, dass die Menschen sich verändern. Weil nur durch eine Verhaltensänderung der Menschen das Leben und die Welt besser werden können. Auch die biblischen Propheten wurden von manchen belächelt oder für verrückt gehalten, von anderen geachtet und bewundert.

Natürlich sind die demonstrierenden Jugendlichen keine Propheten im religiösen Sinn. Doch sie prangern die die Missstände unserer Welt an. Die Fehler unserer Gesellschaft und damit auch ihre eigenen.

Und das finde ich gut. Jenseits von Schule schwänzen oder was man sonst an ihnen kritisieren könnte. Denn Eines haben sie auf jeden Fall erreicht: Wir müssen hinsehen. Hinhören. Regelmäßig. Jeden Freitag. Und können so nicht mehr die Augen verschließen vor dem, was mit unserer Welt geschieht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28651
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