Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Silvester kurz vor 12. Alle Jahre wieder. Der Countdown läuft. Gebannt schaut alles auf den Sekundenzeiger der Uhr. Die Zeit verrinnt. Unaufhaltsam, unerbittlich.
Nichts scheint so klar, so eindeutig zu sein wie die Zeit. Aber ist das wirklich so?
Der große Kirchenvater Augustinus schrieb einmal: „Ich wusste genau, was Zeit war, bis ich anfing, darüber nachzudenken.“
Gab es die Zeit eigentlich immer schon? Wird es sie immer geben?
Nicht nur Philosophen und Theologen stellen diese Fragen. Auch die Astrophysiker tun es, die sich mit Anfang und Ende des Universums beschäftigen.
Vor gut 13 Milliarden Jahren -sagen die Naturwissenschaftler- hat alles begonnen. Mit dem „Big Bang“, dem Urknall. Mit ihm aber entstanden auch erst Zeit und Raum. Fragt man nun weiter: Was geschah denn vor dem Urknall?, dann erntet man ein Achselzucken. Ein zeitliches „Davor“ kann es ja nicht geben.
Der gläubige Augustinus kam vor 1500 Jahren zu demselben Ergebnis: Gott kann die Schöpfung nicht zu einem bestimmten Moment innerhalb der Zeit ins Dasein gebracht haben. Die Zeit ist ein Produkt der von Gott geschaffenen Ordnung. Er selbst ist zeitlos. Augustinus erklärt: „Die Zeiten alle hast Du gewirkt, und vor den Zeiten bist Du.“
Damit lässt sich auch der Begriff der „Ewigkeit“ besser verstehen. Ewig ist dann keine nicht enden wollende Zeitspanne. Ewigkeit gibt es nur jenseits der Zeit bei Gott selbst, außerhalb des Hier und Jetzt. Ewigkeit müsste dann so etwas sein wie die unmittelbare Gegenwart Gottes, die alles umfängt.
Es ist anregend und aufregend zugleich, wie Theologen und Naturwissenschaftler in diesen Grundfragen ganz neu miteinander ins Gespräch kommen. Das kann uns modernen Menschen helfen, den Glauben zeitgemäßer zu verstehen.
In jedem Fall wünsche ich Ihnen heute eine frohe Zeit zum Jahreswechsel !




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