SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

An sich muss man es ja nicht extra betonen:
Dass ein Kind unschuldig ist, das ist doch ganz selbstverständlich.
Kein Kind kann sich bewusst
gegen das Gute oder für das Böse entscheiden.
Trotzdem nennt die Kirche den Gedenktag heute
das Fest der unschuldigen Kinder.
Und erinnert damit an die Geschichte, in der der König Herodes
alle Buben unter zwei Jahren in Betlehem und Umgebung
hat umbringen lassen – weil ihm die Magier aus dem Orient
die Nachricht überbracht hatten,
dass in Betlehem ein neuer König geboren worden sein sollte.
Kann sein, dass dieser tyrannische Kleinkönig
sogar zu so etwas fähig war, um seine Herrschaft zu sichern.
Es wäre jedenfalls grauenhaft.
Zudem: es war erfolglos;
ein Engel hatte die Familie mit dem Jesus-Kind
schon längst nach Ägypten ins Exil geführt.
Dieses Jahr hat das „Fest der unschuldigen Kinder“
für viele einen besonderen, einen besonders bitteren Klang.
So viele unschuldige Kinder
mussten sterben in den letzten Monaten -
von den eigenen Eltern gezielt vernachlässigt, manchmal misshandelt,
fünf Jungs von der psychisch kranken Mutter sogar erwürgt.
Entsetzliches Leid mitten in einer Gesellschaft,
die gleichzeitig mit Riesen-Elan diskutiert
über Kinderkrippenplätze und Betreuungsgeld (aber erst ab 2013)
für Eltern, die die Kinder nicht in die Krippe tun...
Entsetzliches Leid – und keiner weiß wirklich, was dagegen zu tun wäre.
Eine neue Kultur des Hinschauens fordert die Kanzlerin.
Kinderrechte ins Grundgesetz.
Mehr Personal für die Jugendämter soll es geben,
aufmerksamere Nachbarn, die sich auch nachfragen oder eingreifen trauen…
Ja, das ist alles richtig. Vielleicht.
Aber nur zum Teil.
Es wird nur funktionieren, wenn Kinder endlich wieder
wirklich willkommen sind als Geschenk,
als Zukunfts-Hoffnung und als Herausforderung für alle -
für die Eltern und die ganze Gesellschaft.
Es sind doch Kinder –
und die sind unschuldig, auch wenn sie mal nicht „süß“ sind.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2861
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