SWR3 Gedanken

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Um es gleich vorweg zu sagen:
Das könnte jetzt ein bisschen enttäuschend werden.
Eine weihnachtliche Enttäuschung, sozusagen.
Aber man soll den Tatsachen ins Auge sehen…
Es gibt – in der Bibel jedenfalls – keine Nachricht darüber,
an welchem Datum Jesus wirklich auf die Welt gekommen ist.
Nicht mal ungefähr, ob also im Winter oder im Sommer:
Nichts Genaues weiß man nicht.
Die biblischen Erzähler fanden es unwichtig.
Und ob die klugen römischen Behörden eine Volkszählung
ausgerechnet in die Winterzeit gelegt hätten -
so viele Menschen auf gefährlich nasse dunkle Wanderwege schicken
in einem Wüstenland wie Palästina!?
Und warum feiert man es dann heute –
am 25. Dezember?
Festgelegt ist das erst seit Mitte des vierten Jahrhunderts,
über dreihundert Jahre also nach der Geburt des Jesuskindes.
Hundert Jahre zuvor hatte noch der römische Kaiser Aurelian
den 25. Dezember zum Geburtstag des Sol Invictus bestimmt,
des Unbesiegbaren Sonnengottes.
Im damaligen Kalender war das der Tag der Wintersonnenwende.
Mitten im Winter, am Tag mit den längsten Nächten,
wenn alles sich nach Licht und Wärme sehnt,
feiern die Menschen die Wiedergeburt der Sonne -
alles Gute wird wiederkommen, das die Sonne schenkt.
Und diesen Tag haben dann eben die Christen für ihre Geburt besetzt.
Jesus Christus, den feierten sie ja sowieso schon als Licht für die Welt;
und da lag es nahe, seine Geburt an dem Tag zu feiern,
wo die anderen ihren Sonnengott gefeiert hatten.
Weiße Weihnachten, mitten im Kalten Winter:
Alles nachträglich dazu gewachsen.
Stimmung, die hier bei uns immer noch funktioniert.
Aber auch in Australien und in Südamerika feiern sie heute Weihnachten;
mitten im Sommer.
Und beweisen uns damit,
dass Weihnachten mehr ist als Stimmungs-Sache.
Das Licht der Welt kommt in die Welt -
sichtbar machen müssen das heute
sowieso die Christinnen und die Christen.
Das feiern sie heute. Leben wollen sie es eigentlich immer.

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