Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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03MAI2019
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In jedem Leben gibt es Situationen in denen man gefragt ist. In denen es die eigene Stimme ist, die einen Unterschied macht. Es kommt dann darauf an mutig zu sein. Aufzustehen. Sich zu trauen. Das ist nicht leicht. Und manchmal sucht man Ausflüchte. Das kenne ich gut. Zum Beispiel: Ich habe so viel zu tun – darum kann ich mich nicht auch noch kümmern. Oder: Ich bin viel zu schwach. Auf mich hört eh keiner! Auch wenn ich was sage, das ändert doch nichts. Da schweige ich lieber, um des lieben Friedens willen.

Aber: Gott lässt keine Ausreden gelten. So jedenfalls hat es der Prophet Jeremia erlebt. Gott wollte, dass Jeremia Kritik übt an den schlimmen Zuständen im Land und am falschen Weg der Regierung. Auf Jeremias Stimme kam es an damals! Aber Jeremia wollte nicht. „Ich bin doch viel zu jung!“ hat er gesagt. „Such Dir besser einen anderen, der das macht. Ich bin ungeeignet!“

Die meisten Ausflüchte leuchten sogar ein. Sind gar nicht weit hergeholt. Auch Jeremia hatte ja Recht. Er ist damals wirklich noch sehr jung gewesen. Wer sollte einem so jungen Mann schon Glauben schenken, wenn er von Gott spricht.

Aber Gott lässt das nicht gelten. Er hat Verständnis. Er sieht die Angst, die oft hinter den Ausflüchten steht. Und dieser Angst begegnet er. Zu Jeremia hat er damals gesagt: „Ich bin bei Dir. Du brauchst dich nicht zu fürchten. Ich unterstütze Dich mit meiner Kraft und meinem Segen.“ Und ich glaube, das gilt auch für mich. Wenn es auf meine Stimme ankommt, so wie es damals auf Jeremia angekommen ist.  Wenn es soweit ist, dann weiß ich: Gott ist bei mir. Er unterstützt mich. So alleine bin ich gar nicht. Gott traut mir zu, dass ich meine Stimme erhebe. Z.B. wenn ich nicht lache über den sexistischen Witz auf der Party, sondern widerspreche – auch wenn ich dann als Spaßbremse verschrien bin. Wenn ich Partei ergreife für den einen, gegen den sich die anderen verschworen haben, auch wenn ich dadurch selbst in die Schusslinie gerate.  Ich glaube: Gott traut mir das zu. Mir macht das Mut. Mut dazu, die Ausreden wegzulassen. Die Aufgabe klar zu benennen. Und dann zu tun, was nötig ist. Jetzt. Mit Gottes Hilfe.

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