Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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02MAI2019
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„Komm lieber Mai und mache die Bäume wieder grün und lass mir an dem Bache die kleinen Veilchen blüh`n.“ So heißt es in einem Kinderlied, das Mozart komponiert hat. Den Text dazu hat Christian Adolph Overbeck geschrieben. Vor ungefähr Zweihundertfünfzig Jahren war das. Viel hat sich seitdem verändert in der Welt. Und eines fällt mir in diesem Jahr besonders auf: Ich muss den Mai nicht mehr bitten die Bäume wieder grün zu machen. Denn das sind sie längst. In unseren Breitengraden haben das der März und der April bereits erledigt. Und die Veilchen, nach denen sich im Lied so arg gesehnt wird, sind sogar schon verblüht. Zweihundertfünfzig Jahre und das Wetter hat sich verändert. So sehr, dass die Lieder nicht mehr stimmen.

In einem Lied in unserem evangelischen Gesangbuch besingt auch jemand den Mai (EG 135, Schmückt das Fest mit Maien). Aber in diesem Lied geht es nicht nur um das Wiedererwachen der Natur. Der Dichter bittet Gott um Mut und die Kraft zu beten. Ich glaube: Beides brauchen wir bis heute. Gerade auch, weil die Natur sich verändert. Mut und die Kraft zu beten. Den Mut nämlich etwas dagegen zu tun, dass sich die Erde immer weiter erwärmt. Dagegen, dass der Frühling immer früher kommt und die Sommer immer länger und heißer werden. Mut, etwas zu ändern – vor allem im eigenen Leben. Denn da fängt es ja an. Es macht einen Unterschied was jede und jeder einzelne von uns tut. Und ob er dabei an die Zukunft der Erde denkt und daran, dass wir Menschen nur diese eine Erde haben. Es gibt keinen Planet B.

Aber es braucht auch die Kraft zum Beten. Denn ich merke, manchmal verliere ich den Glauben daran, dass wir Menschen noch die Kurve kriegen. Dann zum Beispiel wenn ich sehe wie langwierig die Verhandlungen sind auf Klimagipfeln und in Regierungsetagen. Und wie ungläubig immer noch viele den Klimawandel bezweifeln und erst recht, wie wenig sie bereit sind, ihr Verhalten zu ändern. Zum Beispiel bete ich dann auch mit Worten aus dem Kirchenlied: „Gib zu allen Dingen Wollen und Vollbringen – führ uns ein und aus!“ Zum Wollen das Vollbringen und einen Ausweg, darum bitte ich Gott. Damit auch meine Kinder noch singen können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28547
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