SWR3 Gedanken

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22APR2019
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Ich treffe ihn im Café der Diakonie. Sagen wir, er heißt Rainer: Rainer fragt mich immer wieder: Wissen Sie nicht irgendwie eine Wohnung für mich? Ich weiß leider nix und kenne gerade auch niemand, der etwas zu vermieten hätte. Aber ich weiß warum er sucht und es so schwierig für ihn ist: Er lebt von Hartz IV, verdient ein bisschen etwas dazu mit einem 1-Eurojob.

Jahrelang konnte er nicht arbeiten, schon früh ist er abgerutscht in die Drogensucht, das hatte viele Gründe. Aber letztes Jahr endlich war er so weit:

‚Jetzt mach ich einen Entzug. Nach mehr als zwanzig Jahren.‘ Ein halbes Jahr war Rainer weg. Erst dachte er, er schafft es nicht, wenn er wieder in das gleiche Umfeld zurückzieht. Aber dann erklärt er mir: „Die haben mir hier so geholfen, dass ich genau weiß, dass ich es schaffe!“ „Die“ das sind die Leute im Diakoniepunkt, einer Einrichtung für Bedürftige direkt neben unserer Kirche.

Hier kann man gebrauchte Kleider kaufen, Brot von gestern, alte Schallplatten und Bücher. Seit Monaten hilft er hier. Ein paar Wochen habe ich ihn nicht gesehen. Bei unserer nächsten Begegnung ist es anders, ich frag ihn: was ist denn nun mit Ihnen und der Wohnung: er strahlt von einem Ohr bis zum anderen: „jetzt hawwisch änni, s‘wa abba auch zeit“.

Nicht genau da wo er es sich gewünscht hätte, aber eben, in seiner Stadt. So dass er hier weiter arbeiten kann. „Da fühlt ma sisch endlich widda wie’n Mensch!“ Es ist Ostern! Rainer ist auferstanden.

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