SWR3 Gedanken

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29APR2019
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Kann ein Muslim irgendwann deutscher Bundeskanzler sein? Oder eine Muslima deutsche Bundeskanzlerin?

Der Politiker Ralph Brinkhaus gibt ein Interview. Klar, dass dabei auch unangenehme, nicht erwünschte oder mutige Fragen gestellt werden. Im Interview also diese Frage: Können Sie sich vorstellen, dass eines Tages ein Muslim in Deutschland Bundeskanzler ist? Seine Antwort: Ja. das kann ich. Der Job hängt für mich nicht an einer Religion, sondern daran, dass eine Person voll und ganz auf dem Boden unseres Grundgesetzes steht. Ob das nun ein Katholik, eine Buddhistin oder ein Muslim ist, ist völlig egal.

Brinkhaus hat damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. „Wie kann er nur? Das ist eine völlig überzogene Diskussion. Das wird niemals gehen. Er schadet seiner Partei.“ Das sind nur einige Stimmen.

Ich hab mich geärgert, weil niemand sachlich da ran gegangen ist. Journalistinnen und Journalisten sind eben dazu da, unbequeme Fragen zu stellen. Was hätte er machen sollen: nichts sagen? Die Schlagzeile wäre noch größer gewesen, da bin ich sicher. Das nervt mich oft. Das direkt verbal drauflos geschossen wird, ohne genauer nachzudenken oder zu überlegen, wann, wie und warum jemand was gesagt hat.

Dann natürlich die Sache an sich. Für mich ist das ganz klar: Natürlich kann ein Muslim Bundeskanzler werden. Es geht bei diesem wichtigen Posten wirklich nicht darum, welche Religion jemand hat. Sondern darum, dass erfahrene Frauen oder Männer gefunden werden, die bereit sind, sich voll und ganz für Deutschland einzusetzen und unser hart erkämpftes Grundgesetz lieben und schützen.

Die Begründung steht im Grundgesetz selbst, im Artikel 3:

Alle Menschen sind gleich. Und: Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28480
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