SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

1552 ist er in Macerata in Italien geboren, 1610 in Peking gestorben. Der Jesuit Matteo Ricci gilt als Begründer der modernen christlichen China-Mission. Modern ist nicht nur zeitlich gemeint, sondern vor allem auch inhaltlich.
1582 kam Ricci nach China, hatte vorher bereits Sprache und Schrift gelernt. Er erwarb sich sehr rasch Achtung bei seinen neuen Landsleuten, denn er stellte zunächst eine Weltkarte her. Das Besondere daran: China befindet sich darauf in der Mitte der Welt, so wie es sich die Chinesen damals auch vorstellten. Schon allein dieser Anfang ist bemerkenswert: da kommt einer als Missionar und würdigt sein Missionsland durch das Erstellen einer Landkarte – mit eben diesem Land im Zentrum.
Weiter beschäftigte er sich intensiv mit dem Konfuzianismus, dem damals in China vorherrschenden philosophischen und politischen Denken. Er war mit vielen hochrangigen Konfuzianern befreundet. Mit ihrer Hilfe übersetzte er die „Elemente“ von Euklid. Das war die erste ausführliche Darstellung abendländischer Mathematik in China, und Ricci wurde dort ein angesehener Mathematiker.
1594 – nach 12 Jahren im Land - verfasste er sein theologisches und missionarisches Hauptwerk mit dem Titel „Die wahre Lehre vom Herrn des Himmels“. Sein größter Erfolg war das Buch „Über die Freundschaft“, das auf Cicero zurückgeht.
Ricci hat also nicht einfach missioniert. Sondern er hat sein Gastland kennengelernt und Eigenes mitgebracht und den Chinesen zugänglich gemacht. Auf diese Weise förderte er den geistigen Austausch zwischen Abendland und Ost-Asien
Sein Missionsverständnis war geprägt vom Gedanken der sogenannten Akkomodation, der Anpassung an örtliche Gegebenheiten. Danach durften zum Christentum bekehrte Chinesen ihre Riten und Zeremonien beibehalten, insbesondere auch die so wichtige Ahnenverehrung. Spätere Missionare waren hier enger, es kam zum sogenannten Ritenstreit, und mehrere Päpste verpflichteten im 17.Jahrhundert die Chinesen zum Verzicht auf ihre überlieferten Riten, z.B. auf die Ahnenverehrung.
Aber immerhin hat es ihn im 16. Jahrhundert geben: Matteo Ricci – einen Mann, der durchaus in die Weihnachtszeit passt, feiern wir doch in diesen Tagen, dass Gott sich ohne Brührungsängste in die Haut der Menschen begeben hat.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2841
weiterlesen...