SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Ich nehme an, auch Sie haben sie heute schon öfter gehört. Die Worte, die am ersten April einfach ein Muss sind: April, April! Die Worte, die am Ende eines Aprilscherzes immer gerufen werden. 

Als Schülerin hat mir der Tag besonders viel Spaß gemacht. Wir haben mit größter Freude Zahnpasta unter die Türklinke geschmiert, die selbstgebastelte Stinkbombe ins Zimmer der Parallelklasse geworfen und als Überraschung für den geliebten Mathelehrer die Innenseite der Tafel mit schlechten Witzen vollgeschrieben. Ich fand es als Schülerin toll, dass es einen festen Tag im Jahr gibt, an dem ich einen Freifahrtschein habe, um meine Lehrer*innen zu ärgern. Und weil ich genau weiß, wie viel Spaß und Kreativität Schüler*innen auch heute noch haben, um diesen Tag angemessen zu begehen, finde ich es ein bisschen schade, dass ich heute keinen Unterricht habe. Denn 1. April ist nicht nur eine gute Gelegenheit, um andere aufs Korn zu nehmen, sondern auch einfach mal über sich selbst zu lachen. Mir tut das meistens ziemlich gut – wenn ich lauthals über mich lachen kann. 

Ich finde es wichtig, dass jeder Mensch sich selbst ernst nimmt und selbst achtet – aber genauso wichtig ist es, über sich selbst zu lachen, und sich einfach mal nicht so ernst zu nehmen. Und das nicht nur als Kind oder Jugendliche, sondern eben auch als Erwachsene. Denn das ist wahnsinnig befreiend und macht glücklich. Und das gibt mir das Gefühl: Gott ist voll dabei gerade dann, wenn ich aus vollem Herzen lache. Dieses befreiende Gefühl habe ich dann, wenn ich mit meiner Freundin aus Grundschulzeiten unterwegs bin. Bei uns beiden hat sich seit den letzten dreißig Jahren natürlich viel verändert. Aber wenn wir dann merken, wie viel von diesen beiden Grundschülerinnen noch in uns steckt, können wir Tränen lachen. Denn auch noch nach Jahrzenten können wir uns wunderbar über unsere älteren Brüder lustig machen; oder in unsere alten Rollen schlüpfen, sie die große Zynikerin und ich der laute Klassenclown.

In solchen Situationen, wenn ich laut und aus tiefem Herzen lachen kann, entdecke ich das Kind in mir. Und dann merke ich, wie nah ich mir selbst und damit auch Gott bin. Wie dankbar ich bin, dass er mir das Lachen und den Humor geschenkt hat.

Deshalb mag ich den ersten April so gerne. Denn er ist für mich nicht nur Anlass, meine Mitmenschen mit einem kleinen Scherz aus dem Konzept zu bringen und nicht ganz so streng zu sich selbst zu sein;  sondern auch eine Erinnerung daran, wie gut es tut, nicht alles ganz so ernst zu nehmen.

Katharina Leser von der katholischen Kirche

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28409
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