Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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01APR2019
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Wenn sich Himmel und Erde berühren, dann sind das magische Momente. In der Bibel wird von so einem Moment erzählt:

Da führt Jesus seine Jünger auf einen Berg hinauf, um dort oben, dem Himmel näher, Kontakt aufzunehmen zu den Toten.

Es heißt: Sein Angesicht leuchtete und seine Kleider wurden strahlend weiß.

Und dann erscheinen zwei Propheten aus Vorzeiten: Elia und Mose. Und die drei unterhalten sich miteinander, als sei es das Normalste auf der Welt...

Die Jünger fallen derweil in eine Art Trance. Doch obgleich sie alles eher diffus erleben, muss die Erfahrung überwältigend sein! Petrus will sogar direkt Hütten bauen. Denn wer einmal erlebt hat, wie die beiden Sphären einander berühren: Das Jenseits und das Diesseits, der möchte nicht mehr hinabsteigen ins Alltägliche und Banale; der möchte dem Himmel nahe bleiben...

Ich habe auch einmal so etwas Überirisches erlebt:

Da habe ich eine Frau beim Sterben begleitet. Sie war schon nicht mehr bei Bewusstsein. Aber plötzlich hat sie die Arme nach oben gestreckt, und die Augen aufgerissen und über das ganze Gesicht gestrahlt, als würde sie etwas Wundervolles sehen. Und dann sind ihre Arme wieder herabgesunken. Und sie ist gestorben.

Ich hätte diesen Augenblick gerne festgehalten; und ich hätte zu gerne mehr gesehen... Aber leider – es geht nicht. Solange uns die Erde braucht, muss der Himmel warten.

In der Geschichte mit Jesus müssen die Jünger auch wieder aufwachen.

Eine Wolke überschattet sie. Dann sind sie wieder allein.

Elia und Mose - verschwunden;

der Kontakt zwischen den Sphären - abgebrochen.

Sie gehen, wie sie gekommen sind. Und doch…, auch wieder nicht.

Denn wer so etwas erlebt, geht verändert zurück. Für den hat sich der Vorhang kurz gelichtet. Und der hat eine leise, schemenhafte Ahnung von dem, was dahinter ist.

Noch ganz im Banne der Erleuchtung ziehen Jesus und die Jünger schweigend ihres Weges. Und das Schweigen hält an.

„In jenen Tagen“, heißt es, „teilten sie niemandem mit, was sie gesehen haben.“ Denn dafür muss man erstmal Worte finden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28381
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