Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Als Mohammed 15 war, starb sein Vater.

Neben der Schule ging er beim Nachbarn, einem Anstreicher, arbeiten, um etwas Geld für die Familie zu verdienen. Dann kam die syrische Armee und wollte ihn einziehen, aber er wollte nicht auf seine Landsleute schießen und floh nach Deutschland.

Hier lernte er ziemlich schnell die Sprache und wollte dann gern eine Lehre machen als Maler und Anstreicher, aber er fand keine Lehrstelle. Also Führerschein, und dann fand er einen Job bei einer Zeitarbeitsfirma und das Jobcenter half ihm, für kleines Geld ein Auto zu kaufen, weil er sonst die Stelle nicht bekommen hätte.

Der erste Arbeitstag fing gleich mit einer Spätschicht an und als er nach getaner Arbeit ins Auto stieg, war er so müde, dass er in einen Sekundenschlaf fiel und erst vom Krachen wach wurde. Auto kaputt, Führerschein weg. Am nächsten Tag sprach er mit der Firma und unterschrieb, weil er alles richtig machen wollte, einen Auflösungsvertrag. Das war verkehrt, fand auch das Jobcenter, und sperrte ihm die Zahlungen, weil er ja selbst verschuldet wieder arbeitslos war. Er sollte Lebensmittelgutscheine bekommen, aber die wurden erst am 8. des Monats ausgehändigt und seine Kasse war natürlich am 1. leer.

Das Jobcenter ist nicht im Unrecht; Mohammed ist aufgrund seines eigenen Handelns arbeitslos geworden. Aber er hat es natürlich auch gut gemeint. Er ist ein friedlicher Zeitgenosse und will mit den Deutschen keinen Ärger. Und er will nicht immer den Helfern auf die Nerven gehen, sondern auch Dinge selber regeln. Aber da hatte er ein paar lange Tage kein Geld für Essen.

Glücklicherweise hat er Freunde, auch Deutsche. Zum Teil hat er die beim Fußball kennen gelernt. Sie haben mit ihm geredet, ihn getröstet, ihr Essen mit ihm geteilt. Und sie haben ihm geholfen, einen neuen Job zu finden. Nicht nur Mohammed, auch der Staat ist angewiesen auf solche Freunde, die den Zugereisten beim Ankommen hier helfen

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