Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Solange du die Füße unter meinen Tisch setzt, machst du, was ich sage. So hieß es früher.  Heute gibt es Familien, da ist der Satz umgekehrt: solange ich die Füße unter euren Tisch stelle, müsst ihr mich versorgen. Das ist das berühmte Hotel Mama. Der 24jährige Sohn weiß nicht, wie man eine Waschmaschine anstellt. Er produziert unendlich viel Wäsche, Sportsachen, Arbeitsklamotten, manchmal ein schickes Hemd, alles von Mama gewaschen, aufgehängt, eventuell gebügelt und dann in den Schrank gelegt. Die 22jährige Tochter kann nicht kochen. Wenn Mamas Essen nicht schmeckt, schiebt sie sich eine Pizza aus dem Tiefkühlschrank in den Ofen. Wer hat die besorgt und bezahlt? Mama und Papa.

Papa geht arbeiten. Mama geht auch arbeiten. Die Kinder besuchen weiterführende Schulen oder gehen auch arbeiten, aber zum Familieneinkommen müssen sie fast nichts beitragen. Und den Haushalt hat doch Mama immer schon nebenbei erledigt, wo ist das Problem?

Das Problem ist Mama. Sie ist völlig erschöpft. Sie kann nicht mehr so viel schaffen wie früher. Die Arbeit strengt auch an, da würde sie abends selbst gern mal die Füße hochlegen.  Und sie findet das System der Arbeitsverteilung innerhalb der Familie ungerecht.

Also muss aus der Familie eine Wohngemeinschaft werden. Jeder ist für bestimmte Bereiche verantwortlich. Der Mann z.B. für Getränkeeinkauf und Müll. Der Sohn kocht viermal in der Woche abends für alle.

Die Tochter übernimmt die Wäsche (und wenn ihr das zu viel ist, muss der Bruder seine Sachen eben selber bügeln) und die Mutter kocht an den restlichen Abenden und plant den Einkauf. Man kann auch Aufgaben miteinander tauschen, wenn es grade besser passt. Aber Mama ist nicht mehr für alles zuständig. Und in dieser Wohngemeinschaft  setzen alle ihre Füße unter den Tisch und sind mehr Familie als früher.

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