SWR2 Wort zum Tag

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Mit Down-Syndrom aufs Gymnasium? Das geht doch gar nicht!
Doch, das geht. Michaela ist der lebende Beweis. Mit ihren 14 Jahren besucht sie die 8. Klasse. Sie geht gerne zur Schule. Darum steht sie jeden Morgen pünktlich an der Straße, wenn der Bus von der Lebenshilfe sie abholt. Und seit 4 Jahren lernt Michaela nun gemeinsam mit Jugendlichen, die diese Behinderung nicht haben.

Menschen wachsen über sich hinaus, wenn andere ihnen etwas zutrauen.
Ich erlebte das bei einer adventlichen Feier für Behinderte. Diese führten ein Krippenspiel auf, das eigens für sie geschrieben worden war. Und niemals zuvor habe ich die Botschaft vom Kommen Gottes so authentisch und bewegend erlebt als in dieser Aufführung.
Da war Joseph, der eigentlich Achim heißt. Seine Braut Maria kann die weite Strecke nach Bethlehem nicht laufen, wie in der Geschichte. Sie kann überhaupt nicht laufen, denn sie sitzt im Rollstuhl. Das machte die Mühsal, ja die Be-Hinderung dieser Reise so eindrücklich klar. Immer wieder streichelt Joseph seine Braut Maria am Kopf, um sie in ihrer Aufregung zu trösten. Auch diese Aufregung war nicht gespielt. Und als die beiden endlich eine Unterkunft gefunden haben und das Kind zur Welt gekommen ist, da wird es im Stall lebendig.
Zaungäste, Hirten und auch die 3 Magier drängen sich um die Krippe, manche im Rollstuhl, manche mit einer schweren geistigen Behinderung, aber auch Nicht-Behinderte Kinder und Erwachsene. Einer der Hirten ist Johannes, der sich mit unvergleichlicher Hingabe vor dem
Kind verbeugt. Stolz und Freude, auch Ehrfurcht spiegeln sich auf den Gesichtern, selbst auf dem von Magda, die ganz nur noch gekrümmt sitzen und überhaupt nicht sprechen kann.

Ja – so ähnlich muß es gewesen sein! Alles war irgendwie echt, neu und unverbraucht.
Gott kommt in Jesus zur Welt, aber er kommt nicht in eine entfernte Welt der Vergangenheit.
Er kommt zu konkreten Menschen, zu Menschen mit Behinderungen und Begabungen, zu Schwierigen und zu Glücklichen. Er kommt in mein Leben, in meine Behinderungen, in die
Not und den Reichtum eines jeden Lebens. Und genau dort, wo ein Mensch an seine Grenzen stößt, wo man die eigene Unzulänglichkeit nicht mehr verstecken kann, dort strahlt es auf:
Das Geheimnis der Menschwerdung.

Menschen wachsen über sich hinaus, wenn andere ihnen etwas zutrauen.
Aber mehr noch: Menschen werden heil, wo die Liebe Gottes sie von innen berührt.
Und wenn auch die Last einer speziellen Behinderung bleibt:
An diesem Nachmittag wurde ein kleiner Ausschnitt sichtbar von Gottes geheilter Welt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2827
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