SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Das ist „soo niice“. Wer jetzt weiß, was ich meine, hat wahrscheinlich Kinder. Oder Enkel. Oder kennt jedenfalls kurze Menschen. Solche, die denglisch reden und sich dauernd freuen. Klar, wer unter 1,40 m ist, kann ja auch viel weiter hoch staunen. „Ooo, so blau“ der Himmel, „soo schön“ das Wetter, „soo lecker“ das erste Eis auf der Terrasse. „Einfach voll nice“, juchzt der Kleine schlumpfeisverschmiert, „Früühling“!

„Ja schön, aaber zu früh“, sage ich, von oben herab, „das ist der Klimawandel, früher gab´s ja noch echt Frühling und viele Vögel und die Kugel Eis hat 15 Pfennig gekostet und nicht 1Euro 50, und…“ Der Kurze hört weg, legt den Kopf in den Nacken und blinzelt Löcher in die Luft. Fröhliche Löcher. Vielleicht wurde nie so froh in den Himmel geblinzelt. Ich sollte ein Foto machen für eine dieser leicht kitschigen Karten mit Bibelvers: „Dies ist der Tag, den Gott macht, lasst uns freuen und fröhlich sein“. (Ps 118,24)

Ich grinse und frag mich, warum ich nur „Ja, schön, aaber…“ sagen kann. „Kommen die Bienen wieder?“, der Kleine zeigt unters Dach, „es gibt ja nicht mehr viele, wenn wir da oben offenlassen, helfen wir denen.“ Diesmal nicke ich nur. Der Kater kommt. Er schließt die Augen, lüpft den grauweißen Dreieckskopf, rümpft das Schnäuzchen, schnüffelt genüsslich in den Frühlingswind. Jetzt ergebe ich mich. Vielleicht kann ich es ja noch. Ich lege den Kopf in den Nacken und blinzle nach oben. „Nice, gell?“, fragt der Kurze. „Aber voll“, sage ich.

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