Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Mein Körper ist ein Tempel.“ Er ist anbetungswürdig, genau richtig, ein Superbody. Sagen Sie das morgens, gar an Aschermittwoch? „Diesen Körper formte Gott.“ Würde ich das auf ein T-Shirt drucken und über dem Bauch tragen? Wenn es nach dem Apostel Paulus ginge, ja. Dein Körper ist heilig, meint er, „ein Tempel des Heiligen Geistes“. (1. Korinther 6, 19) Nun ja…

An Fitnesstempel glaubt es sich leichter. Daran, dass jeder Body noch schöner werden kann und schlanker - trainiert und renoviert. Gerade im Frühjahr. „Kilokiller und Fatburn-Kick.“ Die Schlagzeilen am Kiosk zeigen, der Kampf beginnt wieder, die Waffen werden gewählt: Kartoffeln oder Kohlsuppe, mal nur Fleisch, mal gar keins. Oder gleich die Essig-Diät: Ess ich oder ess ich nicht? Spaßohne. Ob man darüber lachen kann oder frau, das hängt ganz davon ab.

Wenn Sie nackt im Bad stehen - ich weiß, das ist intim, aber interessant - sehen Sie in den Spiegel und denken kurz: “Schön“? Dann sind Sie aller Wahrscheinlichkeit nach ein Mann. Der zieht den Bauch ein und sagt sich: „Ganz gut, altes Haus.“ Auf die Idee, sich zu drehen, Bauch, Hintern und Hüftgold zu betrachten, kommen meist wir Frauen. Und denken oft: „Schrecklich. Ich darf mich gar nicht ausziehen.“

Manche Mädchen hungern schon mit Sieben, mit Dreißig kommt das Skalpell und manche Siebzigjährige ist noch magersüchtig. Und leider werden auch Männer unsicher. „Gut, altes Haus“, sagen vorm Spiegel nur noch die älteren. Dabei ist das genau richtig. Den Körper bewohnen wie ein Haus.

Also, Paulus hat es immer schon gewusst: Mein Körper ist ein „Tempel.“ Er ist heilig, gottgeschaffen, mitsamt meiner Seele. Ich muss mich nicht neu erschaffen, darf mich pflegen, fit bleiben, bewegen – aber vor allem lieben lernen. Jede Falte und jedes Gramm. Vielleicht versuchen Sie’s mal ab und an vorm Spiegel mit einem: „Schön, ich nehm dich, wie du bist.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28244
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