SWR3 Gedanken

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Um das halb geschredderte Bild des Künstlers Banksy hat es einen richtigen medialen Hype gegeben. Im Oktober wurde es bei Sotheby´s in London für 1,2 Millionen Euro ersteigert. Die Käuferin hatte aber nicht lange Spaß daran. Denn kurz nachdem der Hammer fiel hat sich das Bild im Rahmen nach unten bewegt und selbst geschreddert. Ab heute können Sie das berühmte Bild in der Stuttgarter Staatsgalerie betrachten. 

Viele hatten sich schon gewundert, dass der Aktionskünstler Banksy auf einmal mit Leinwand und Rahmen daher kommt, also ganz bodenständig. Normalerweise gibt es seine Werke nur flüchtig zu sehen als Graffitis. Aber er hatte im Bilderrahmen einen Mini-Aktenvernichter eingebaut und ihn kurz nach Auktionsschluss per Fernsteuerung gestartet. Allerdings hat die Konstruktion - ob gewollt oder nicht - nicht richtig funktioniert, und so ist es bei einem halb geschredderten Bild geblieben.

Banksy hat mit seiner Aktion daran erinnert, dass alles vergänglich ist. Eine falsche Taste, und das ganze Dokument verschwindet vom Bildschirm. Das Auto frisch gewaschen, und schon regnet´s. Vergänglichkeit hat auch ihr Gutes. Liebeskummer, Zahnschmerzen oder Schnupfen gehen Gott sei Dank irgendwann vorbei. 

Und natürlich sind auch wir selbst vergänglich. Diesen Gedanken verdränge ich oft. Ich mag gar nicht so richtig darüber nachdenken, wann und wie ich einmal sterben werde. Oder fast noch schlimmer, wenn geliebte Menschen um mich herum sterben. 

Was vergänglich ist wird dadurch auch wertvoll. Vielleicht hänge ich deshalb so am Leben. Und damit wären wir wieder bei Banksy und seinem Werk. Das Paradoxe war ja, dass es nach der Schredderaktion um ein Vielfaches wertvoller geworden ist. Ich weiß, der Gedanke ist kühn. Aber ich wünsche mir, dass auch mein Leben nach dem Tod noch wertvoller wird. Weiterleben bei Gott - das ist meine große Hoffnung.

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