SWR3 Gedanken

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Die Rosenmontagsumzüge gibt es bei uns seit fast 200 Jahren. Ich bin in der Bibel auf etwas ganz Ähnliches gestoßen. Das ist allerdings schon dreitausend Jahre her. Da hat König David in Israel regiert. Und damals hat es einen Umzug gegeben mit allem was dazu gehört: Wagen, Musikkapelle, Jecken und Anwohner, die sich beschweren. 

Das kam so: Der junge König David hat gerade Jerusalem erobert und ist in die Burg eingezogen. Aber es fehlt noch etwas zu seinem Glück. Die „Bundeslade“ war für das Volk Israel das wichtigste Heiligtum. Eine goldene Truhe, in der die originalen Steintafeln mit den 10 Geboten aufbewahrt wurden. Und diese Bundeslade steht noch in Baala im Süden des Landes. 

König David zieht also mit seinem ganzen Gefolge nach Baala. Dort laden sie das Heiligtum auf einen großen Wagen. Aus lauter Freude tanzen und singen sie voller Hingabe, König David vorne weg. Eine Musikkapelle stellen sie auch auf die Beine: Harfen, Zithern und Pauken begleiten den Umzug den ganzen Weg bis Jerusalem.

Als die Parade durch die Straßen der Hauptstadt einzieht, gibt es auf einmal einen kleinen Aufruhr: Michal, die Frau von David, schaut aus ihrem Fenster und schimpft. Später stellt sie ihn zur Rede: „Du bist so peinlich! Machst dich zum Affen vor all deinen Untertanen.“ Doch David antwortet ihr: „Ich tu´s für Gott. Ich tanze und singe, weil ich weiß, dass ich ihm alles zu verdanken habe. Ich bin zwar König, aber Gott ist so viel größer als ich.“

Damals ein Umzug, um Gott zu verehren, und heute die Rosenmontagzüge, um Freude und Lust am Leben zu zeigen. Ich finde, so weit liegen die beiden gar nicht auseinander. Und König David war sich damals ja schon sicher: Die Lust am Leben und Gott gehören einfach zusammen.

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