Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Gottesdienst im Seniorenheim. Ein Ehepaar ist neu und feiert zum ersten Mal in unserer Runde Gottesdienst.

Der Mann fällt mir auf, weil er so eine schöne und kräftige Stimme hat und unseren Gesang sehr bereichert. Seiner Frau hingegen fällt das Sprechen schwer. Aber sie nickt, lächelt und hört sehr aufmerksam zu.

Die Riten und Lieder sind den beiden vertraut. Gottesdienst haben sie wohl schon oft zusammen gefeiert. Nur nicht hier. In der fremden Umgebung. Mit Menschen, die sie kaum kennen.

Und dann sehe ich, wie die Hand der Frau nach der Hand ihres Mannes sucht.

Sie möchte berührt werden und spüren: Wir sind hier zusammen. All das Neue und Unbekannte im Heim, die vielen Beschwerden, die unser Leben mühsam machen, all das stehen wir zusammen durch. Und dabei verbindet uns, wenn wir zusammen beten. Das ist uns vertraut. Das brauchen wir. Denn das gemeinsame Beten verbindet uns beide auch mit Gott.

Sie erleben: In all dem Neuen schenkt der Glaube Halt.  Es ist der Glaube, dass Gott jedes Leben begleitet, auch und gerade, wenn es beschwerlich wird. Das hilft, das Leben anzunehmen, so wie es nun mal ist.

Und so beten und singen wir alle miteinander. Die Hand der Frau liegt geborgen und zärtlich in der Hand ihres Mannes. Die beiden halten zusammen. Das sieht man. Sie schenken sich Halt und sie empfangen Halt.

Nach unserem Gottesdienst gehen alle wieder in ihre Zimmer. Das Ehepaar hält sich immer noch an der Hand. Und im Vorbeigehen spricht der Mann einfach aus, was er empfindet: „Das hat jetzt richtig gutgetan.“ 

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