SWR3 Gedanken

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Ich unterhalte mich mit einem älteren Herrn: Ich nenne ihn Oskar weil ich ihn so mag. Oskar lebt in seiner Wohnung seit Monaten ohne Strom und Heizung. Seine Rente reicht nicht, um davon zu leben, also jobbt er noch zusätzlich. Oskar hätte Prediger werden können oder einfach Poet. Ich möchte alles aufschreiben, was er sagt. Ich möchte, dass alle ihm zuhören, weil er immer neu Sätze sagt, die meine Seele anrühren.

Er erzählt davon, wie er vor Jahren krank wurde, Hypersomnie. Er ist einfach immer eingeschlafen. Damit er wach blieb, hat er Medikamente genommen. Von denen wurde er süchtig. Dann hat sich seine Frau von ihm getrennt. Und er meint: ‚Da hab ich angefangen zu meditieren. Ich wollte einfach keine Medikamente mehr nehmen. Seither habe ich wieder Licht in meinem Leben. Dafür bin ich so dankbar.‘

Er nimmt meine Hände und erklärt: ‚Manche Leute leuchten. Sie sind wie Diamanten so kostbar, aber wenige sehen das Licht. Man muss die Leute zusammenbringen, gerade die, denen es so schlecht geht wie mir. Ich will nicht nur, dass man mir hilft, ich will vor allem dass man mich ernst nimmt.‘

Immer wieder erlebe ich das: ich denke, ich kann jemand helfen und am Ende erklären die mir das Leben, auch mein Leben. Oskar ist so jemand, der bringt das Leben zum Leuchten. Dann ist da auf einmal Licht auch wo es ganz dunkel ist, trotzdem bin ich froh, dass wir es geschafft haben: Oskar lebt jetzt wieder mit Strom und Heizung. Das hat er eigentlich Astrid zu verdanken, die ist auch so ein Diamant. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28176
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