SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Auf dem Weg zur Arbeit von Freiburg nach Reute komme ich an sieben Wegkreuzen vorbei. Und das auf einer Strecke von gerade mal acht Kilometern. Lange bin ich einfach dran vorbei gefahren und habe nicht weiter auf sie geachtet. Irgendwann sind sie mir doch aufgefallen und dann habe ich sie mir genauer angeschaut.

Ich finde interessant, warum diese Kreuze aufgestellt wurden. Meistens sind es Dank- oder Schutzkreuze. Sie wurden errichtet, um Gott zum Beispiel dafür zu danken, dass Ehemänner und Söhne wieder aus dem Krieg nach Hause gekommen sind. Oder die Leute haben Gott damit gebeten, ihre Häuser und Felder vor Unwettern zu schützen.

Mir persönlich fällt es schwer zu glauben, dass man Gott dadurch beeinflussen kann, dass man solche Kreuze aufstellt. Also dass es irgendwo seltener stürmt oder hagelt, deswegen. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass jemand sehr tiefen Dank empfindet oder sich sehr stark nach Schutz sehnt. Und dass diese Gefühle so intensiv und ausgeprägt sind, dass man sie in Stein meißeln und für alle sichtbar aufstellen will. Dass sie ein dauerhaftes Zeichen sein sollen, das auch Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte später diesen Dank oder diese Sehnsucht nach Schutz ausdrückt.

Diese Vorstellung beeindruckt mich. Und ich finde das Kreuz dafür ein sehr passendes Zeichen. Es besteht ja aus zwei Balken, die man in einer bestimmten Weise deuten kann: Der Längsbalken steht dafür, dass Himmel und Erde miteinander verbunden sind. Er drückt aus, dass Gott an unserem Leben Anteil nimmt. Dass er bei uns ist und hört, worum wir bitten und danken. Der Querbalken steht für die Verbindung zwischen uns Menschen. Niemand ist ganz für sich allein, sondern wir sind verbunden mit den Menschen um uns herum.

Auf dem Weg zur Arbeit tut es mir gut, diese Wegkreuze anzuschauen. Sie fordern mich auf, selbst darüber nachzudenken, für wen oder was ich um Schutz bitten möchte. Oder dass ich mir bewusst werde, wofür ich in meinem Leben so dankbar bin, dass ich diesen Dank konkret ausdrücken will.

Um Schutz bitte ich Gott für einige meiner Schülerinnen und Schüler, bei denen es zu Hause gerade ziemlich schwierig ist. Dankbar bin ich für meine Familie und dafür, dass ich mich an meiner neuen Arbeitsstelle wohlfühle.

Wer weiß, vielleicht stelle ich auf meinem Weg einmal ein achtes Kreuz dazu.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28147
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