Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Lasst uns dem Leben trauen, weil wir es nicht allein zu leben haben, sondern Gott es mit uns lebt.“

Das schreibt ein Mann wenige Stunden vor seinem Tod. Es ist der Jesuitenpater Alfred Delp. Er sitzt in einer Berliner Gefängniszelle. Mit gefesselten Händen bringt er seine letzten Gedanken zu Papier. Er schreibt: „Es sollen einmal andere besser und glücklicher leben dürfen, weil wir gestorben sind.“

Es ist der 2. Februar 1945. Der Volksgerichtshof hat Pater Delp zum Tod durch den Strang verurteilt. Sein Verbrechen: Er hatte mit anderen zusammen über ein Deutschland nach Hitler nachgedacht. Das ist in den Augen der Nationalsozialisten „Hochverrat“.

Alfred Delp ist Zeit seines Lebens ein klarer Denker und engagierter Seelsorger. Von Beginn an gehört er zu den Gegnern des NS-Regimes. Mit Mut und Leidenschaft setzt er sich für die Freiheit des Glaubens ein. Dazu gehört auch der Einsatz für die Würde aller Menschen. Delp ist überzeugt: „Von der Übernahme der Verantwortung hängt es ab, ob es sich um Gebet oder frommes Gerede handelt.“

Alfred Delp schließt sich dem Kreisauer Kreis an. Auf dem schlesischen Gut des Grafen Moltke treffen sich Widerstandskämpfer aus vielen gesellschaftlichen Gruppen. Eine Denkfabrik. Gemeinsam entwerfen sie Pläne für ein neues, demokratisches Deutschland jenseits von Krieg und Völkermord. Nach Stauffenbergs gescheitertem Attentat auf Hitler werden sie als Mitverschwörer gefasst und verurteilt.

So stirbt Alfred Delp heute vor 74 Jahren, stranguliert an einem Fleischerhaken in Plötzensee. Sein Leichnam wird verbrannt, die Asche auf den Feldern verstreut. Nicht einmal ein Grab soll an die „Hochverräter“ erinnern.

Auf Delp trifft zu, was er selbst einmal geschrieben hat: „Wenn durch einen Menschen ein wenig mehr Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war, dann hat sein Leben einen Sinn gehabt.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28070
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