Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Mit einem breiten Grinsen tritt er vor das Publikum. Der Saal tobt, bevor er auch nur ein Wort gesagt hat. Da steht er nun in seinem unvermeidlichen Hawaii-Hemd, Größe XXL: Jürgen von der Lippe.

In unzähligen Fernsehsendungen hat er die Leute unterhalten. Seine Tourneeauftritte sind oft schon lange vorher ausverkauft. Mit über 70 hat er jetzt auch noch einen Roman geschrieben. Darin nimmt er das Fernsehgeschäft gehörig auf die Schippe.

Hans-Jürgen Hubert Dohrenkamp – alias Jürgen von der Lippe – ist in Aachen aufgewachsen, eine normale katholische Jugend. Der Glaube gehört selbstverständlich dazu. Lebenslust und Frömmigkeit sind im Rheinland keine Gegensätze. Natürlich wird der Junge nach der Kommunion Messdiener. Und als Lektor lernt er, wie man die Aufmerksamkeit einer Zuhörerschaft gewinnt. Der Altarraum ist seine erste „Bühne“. Da steht er unter Deutschlands Fernsehstars nicht allein. Auch Thomas Gottschalk, Günther Jauch, Markus Lanz oder Hape Kerkeling waren Messdiener, um nur einige zu nennen.

Mit 15 will Jürgen von der Lippe sogar Priester werden. Aber es kommt anders. In Berlin während der Studentenunruhen ´68 entfernt er sich vom Glauben. Mit 21 verlässt er seine Kirche. Seither sieht er sich selbst als „fröhlichen Agnostiker“. Als einen also, der nicht weiß, ob es Gott überhaupt gibt. Klar, dass von der Lippes Spott auch vor „Gottes Bodenpersonal“ nicht halt macht. Aber der Komiker erinnert sich auch gerne an beeindruckende Männer der Kirche, denen er – wie er selbst sagt – viel verdankt. „Wenn ich eine frische Schneefläche sehe, dann gehe ich nur widerwillig darüber. Von meinem Religionslehrer habe ich gelernt: Man zerstört nicht, was schön ist.“

Von der Lippe ist also nicht nur der rotzfreche Komiker, dessen Witze manchmal unter der Gürtellinie landen. Er hat auch eine stille, nachdenkliche Seite. Und so ganz ist er mit dem lieben Gott wohl doch nicht fertig. Denn, wie meint Jürgen von der Lippe ganz hintergründig: „Ich glaube nicht an Gott. Aber ich vermisse ihn.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28069
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