Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Der König hat sein Zepter. Die Prinzessin ihr Krönchen. Der Schiedsrichter seine Trillerpfeife und der Hausmeister den Schlüsselbund. Sie alle tragen Gegenstände mit sich, die sie auszeichnen. Sie bedeuten etwas. Sie drücken aus, was ihre Träger wert sind. Damit es jeder sehen kann. Und damit sich jeder, der sie sieht, entsprechend verhält.

Aber diese Gegenstände sind nicht nur wegen Ihrer Außenwirkung bedeutsam. Ich habe gerade erlebt: auch für die Träger selbst haben sie eine wichtige Bedeutung.

Der Hausmeister der Schule ist sehr schwer erkrankt. Er ist ins Krankenhaus gekommen und bald war klar: er wird nicht wieder gesund werden. Er wird sterben. Als er im Krankenhaus war hat er einen Freud gebeten zu ihm nach Hause zu fahren und seinen Schlüsselbund zu holen. An dem Bund waren alle Schlüssel dran. Er hat zu dem Zeitpunkt schon gewusst: Er wird diese Schlüssel nicht mehr brauchen. Aber er wollte sie bei sich haben. Bis zum Schluss. Ihm hat das geholfen sich daran zu erinnern: Im Leben hatte ich meinen Platz. Ich war wichtig. Ich hatte eine Aufgabe und ich wurde gebraucht. Ihm war das wichtig – weil es in seinem Leben nicht selbstverständlich war. Es hätte auch alles anders kommen können. Aber er hatte Glück. Alle in der Schule haben ihn und seine Schlüssel gebraucht. Auch deshalb sind die Schlüssel ihm wichtig gewesen.

Ich bin sicher: Unser Wert vor Gott lässt sich nicht festmachen an irgendwelchen Sachen. Gott schaut auf den König, die Prinzessin und den Hausmeister mit demselben liebevollen Blick, wie er auf alle Menschen blickt. In der Bibel heißt es darum: Gott schaut nicht auf das was vor Augen ist, sondern er schaut das Herz an. Aber trotzdem ist es für einen Menschen manchmal wichtig etwas zu haben, woran er seinen Wert festmachen kann. Etwas, woran er sich festhalten kann, wenn er unsicher wird oder Angst hat. Das kann helfen, nicht zu vergessen: Ich bin wertvoll.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28066
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