SWR3 Gedanken

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Wir schreiben das Jahr 315. Im Ort Sebaste in der heutigen Türkei kommt eine verzweifelte Mutter mit ihrem Kind zum Bischof. Den Leuten von Sebaste gilt er schon damals als ein Heiliger. Ihr Kind hat sich an einer Fischgräte verschluckt und steht kurz davor zu ersticken. Bischof Blasius gelingt es gerade noch rechtzeitig, das Kind vor dem sicheren Erstickungstod zu retten.

Soweit die Legende, die sich bis heute mit dem Namen dieses Mannes verbindet. In Erinnerung daran wird in den Katholischen Kirchen darum seit Jahrhunderten heute, an seinem Festtag, der sogenannte Blasiussegen gespendet. Bei vielen Gläubigen ist er beliebt. Und doch kann er auf jemanden, der ihn zufällig miterlebt, schon ziemlich schräg wirken. Da hält ein Priester zwei brennende Kerzen über Kreuz in der Hand. Den Gläubigen, die nach und nach vor ihn hintreten, hält er diese Kerzen vors Gesicht und spricht dazu einen Segensspruch: „Auf die Fürsprache des heiligen Bischofs Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheiten und allem Bösen“.

Ich gebe zu: Ich hatte mit diesem Ritual immer meine Schwierigkeiten. Ich glaube eben nicht daran, dass mich so ein Segen vor der nächsten Bronchitis beschützt. Mich in diesen Tagen warm anzuziehen und viel Obst zu essen, erscheint mir da vielversprechender. Und von der Lungenentzündung vor etlichen Jahren hat mich wohl auch nicht der alte Bischof Blasius befreit, sondern zig Packungen Antibiotika.

Und trotzdem ist so ein Segen kein Hokuspokus. Kein magisches Sprüchlein, das mich vor Halsweh schützt. Ich glaube vielmehr, der Blasiussegen ist bei vielen deshalb so beliebt, weil er jeder und jedem persönlich zugesagt wird. Da steht ja einer vor mir, der mich ansieht, mich vielleicht sogar beim Namen nennt und der dann für mich betet. Nur für mich. Das kann schon mal ein Gänsehautmoment sein. Aber einer, der gut tut.

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