Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Moderne Zeiten“, so lautet der Titel des Filmes von Charlie Chaplin, der vor 73 Jahren in den USA anlief. Schon 1936 hat Chaplin damit einen Film geschaffen, der die Tristesse und die prekäre Situation der Industriearbeiter darstellt.

Eine Szene ist mir besonders in Erinnerung: Man sieht Menschen morgens in die Fabrik strömen, vorbei an den Stempelkarten, gehetzt an den Arbeitsplatz. Dann - Überblendung  - und plötzlich läuft eine Herde Schafe durch die Fabriktore. Bis heute berührt mich das.

Denn leider stellt der Film nicht nur die Wirklichkeit des letzten Jahrhunderts in den USA dar. Auch heute ist er noch für viele Menschen wahr. Der Titel „Moderne Zeiten“ passt noch immer. Und die Bilder schrecken noch heute auf, weil sie stimmen. Die Hauptfragen im Film sind: Welchen Stellenwert hat Arbeit? Wie sehr ist das Leben von Menschen dadurch bestimmt, wo und wie sie arbeiten?

Fragen, die heute auch ganz aktuell sind. Menschen arbeiten immer länger. Freizeit und Arbeit verschwimmen. Immer schneller kommunizieren wir miteinander. Und immer noch strömen Menschen wie Schafe, in die  Fabriken, Firmen und Banken zur Arbeit.

Mich macht das nachdenklich. Ich glaube, Leben ist so viel mehr als Arbeit und Geld verdienen. Natürlich geht es für die meisten Menschen nicht ohne. Wir brauchen ja Geld um zu leben. Aber Leben heißt doch vor allem Beziehungen pflegen, als Familie leben, Zeit füreinander haben. Und dazu braucht es oft gar nicht so viel Geld – sondern Zeit. Und davon ist doch eigentlich genug da. Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn alle Menschen morgens kurz innehalten würden.

Einen Augenblick für sich und Gott nehmen und sich fragen, was ist für mich „Leben“. Was macht mein Leben reich? Und jeden Abend zurückschauen und kurz nachsinnen, was es Gutes an diesem Tag gab, auf das sie dankbar schauen können. Vielleicht wäre dann schon vieles anders. Denn Leben ist mehr als nur Arbeit!

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