Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute vor 113 Jahren ist Dietrich Bonhoeffer geboren worden. Er ist ein „Heiliger“ gewesen sagen viele. Dabei haben es die Protestanten ja nicht so mit Heiligen. Aber scheinbar war Bonhoeffer etwas Besonderes. Er ist einer der Pfarrer gewesen, die in der Zeit des Nationalsozialismus Position bezogen haben. Position immer aus ihrem Glauben heraus.

Er hat die Politik als Christ beurteilt: durch die Brille der Liebe Gottes für alle Menschen. Dies hat ihm am Ende auch das Leben gekostet. Dabei hat er so viele Angebote gehabt sich der drohenden Verhaftung zu entziehen. Aber Dietrich Bonhoeffer ist in Deutschland geblieben und ist aktiv geworden.

Die Gefahr ist, wenn man Bonhoeffer als „Heiligen“ verehrt, dann wird sein Handeln zwar vorbildlich, aber eben auch herausragend und für uns „normale“ Menschen nicht erreichbar. Dabei hat er sich selbst nie als einen besonderen Menschen gesehen. Er hat an Gott und die Würde jedes Menschen geglaubt. Und an die Liebe, die Jesus gelehrt hat.

Das tue ich auch. Müsste ich dann nicht öfter aktiv werden: Wenn unmenschliche Begriffe gebraucht werden wie „Flüchtlingswelle“ oder „Asyltourismus“? Wenn über Menschen in prekären Verhältnissen geurteilt wird? Wenn Menschen beschimpft und diffamiert werden oder auch nur, wenn ich dabei sitze und andere so sprechen höre?

Vor 113 Jahren wurde Dietrich Bonhoeffer geboren. Ich frage mich oft, wie es ihm ergangen wäre, wenn mehr Menschen aktiv geworden wären. Oder – wie Bonhoeffer es nannte – dem Rad in die Speichen gefallen wären. „Dem Rad in die Speichen fallen“ geht leichter, wenn das Rad noch nicht voll in Fahrt ist. Für mich heute bedeutet das: Ich will mich jetzt dafür einsetzen, die Würde der Menschen zu verteidigen. Hier und überall auf der Welt. Dazu muss man kein Heiliger sein – das können wir alle.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28042
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