SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Dein Glaube hat dir geholfen“, „dein Glaube hat dich geheilt“, „dein Glaube hat dich gerettet“, in diesen und ähnlichen Worten spricht Jesus in den Evangelien zu Menschen, die sich an ihn wenden und seine Hilfe erbitten. Er selbst ist nicht selten beeindruckt von der Kraft des Glaubens derer, die von ihm Heilung erbitten.
Was meint ‚glauben’ in diesem Zusammenhang, was ist das für ein Glaube, der hilft, heilt, rettet? Er kommt nicht von außen. Er lebt in Menschen, und Jesus erkennt ihn in denen, die sich an ihn wenden, als Lebenswille und als Lebenskraft, als Vertrauen in die Zukunft. Beim Wort Glauben sollten wir nicht in erster Linie an die Sätze denken, die wir im Credo als Glaubensbekenntnis aufsagen, sondern an ein ganz elementares Glauben, an einen Vertrauensakt, den wir – ohne es zu merken – jeden Tag von neuem setzen, wenn wir aufstehen, um zu leben.
Wir tun das, weil wir darauf vertrauen, dass es sich lohnt zu leben. Wir versprechen uns etwas von diesem Tag, erhoffen uns etwas von unserem Leben an diesem Tag.
Wir wissen nicht im Voraus, ob der Tag sein Versprechen hält. Wir geben ihm also einen Vorschuss und verlassen uns darauf, dass er sich auszahlt. Dieses Vertrauen, mit dem wir jeden Tag von Neuem beginnen, ist so grundlegend, dass es uns meistens so wenig bewusst ist wie die Luft, die wir atmen. Im Verkehr vertrauen wir darauf, dass die anderen sich wie wir selbst an die Regeln halten. Unsere Beziehungen leben von dem Vertrauen, das wir investieren – und sie sterben ab in dem Maß, in dem das Vertrauen schwindet. Sogar große Unternehmen und die wirtschaftliche Stärke einer ganzen Gesellschaft hängen von dem in ihnen herrschenden Vertrauen ab. In seiner elementaren Form ist der Glaube das Vertrauen, dass es gut ist zu leben. Glauben ist so elementar, dass man sagen kann: ohne Glauben gibt es kein Leben.
Jesu Beispiel in den Evangelien macht deutlich, dass Leben - in Glaube und Vertrauen - wie eine Bewegung nach vorn ist zu mehr Leben: wenn gebeugte Menschen, sich aufrichten, wenn Menschen, die ihr Unglück stumm und blind gemacht hat, wieder sprechen und sehen, wenn innerlich gefangene und gelähmte Menschen sich staunend wieder bewegen. Bei solchen Übergängen verhilft Jesus Menschen zu mehr Leben – indem er die Kraft dazu im Innern der Menschen selber erkennt: „Dein Glaube hat dir geholfen.“

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