SWR3 Gedanken

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Es gibt wohl nichts Schöneres: Freunde einladen, Gäste empfangen, bewirten. Ich überlege mir lange vorher, was ich kochen könnte, der Tisch wird schön gedeckt, der Wein geöffnet. Die Gäste kommen, es wird gelacht, gemeinsam gegessen, man redet von schönen Dingen und manchmal auch von nicht so schönen.

Es tut einfach gut, andere einzuladen. Einfacher jedenfalls als eingeladen zu werden! Wenn ich eingeladen werde, muss ich überlegen, was ich mitbringen soll. Blumen? Wein? Ich fühle mich im Zugzwang, auch eine Einladung aussprechen zu müssen, ich bin unsicher, weil ich nicht genau weiß, wie ich mich benehmen soll.

Daran habe ich denken müssen, als ich krank im Bett lag. Ein paar Wochen vorher hatte meine Nachbarin sich das Bein gebrochen und ganz selbstverständlich hatte ich ihr angeboten, für sie einkaufen zu gehen. Alles war gut. Dann bin ich selbst krank geworden, Erkältung. Ganz selbstverständlich ist meine Nachbarin nun zu mir gekommen und hat sich um mich und um meinen Hund gekümmert. Aber wie einfach ist es für mich gewesen zu helfen und wie schwierig war es jetzt, Hilfe anzunehmen.

Sich Unterstützung zu holen, wird oft als Zeichen von Schwäche gesehen. Dabei wären viele Probleme kleiner, das Leben einfacher, wenn man Hilfe einfach annehmen könnte. Ich glaube sogar, dass es ein Zeichen von Stärke ist, um Hilfe zu bitte, dass es stark ist, auch mal schwach zu sein. Jedenfalls habe ich mir vorgenommen, gelassener zu werden und Hilfe ganz schlicht und einfach dankbar anzunehmen, wie ein Geschenk. Um das zu üben, muss ich gar nicht wieder krank werden: Ich werde einfach versuchen, die nächste Einladung zu genießen, ohne mir so viele Gedanken zu machen.

→ „Wenn ich schwach bin, so bin ich stark.“ 2. Kor. 12,10

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