SWR3 Gedanken

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Die Mutter der kleinen Lilith wird von der Lehrerin in die Schule zitiert. Lilith ist acht Jahre alt und geht in die Grundschule. Liliths Mutter wartet brav vor dem Klassenzimmer und guckt sich die gemalten Bilder an. Lauter Schwarz-Weiße-Schneemänner – nur einer, der ist blau-weiß. „Das ist aber der schönste Schneemann“ lächelt sie die Lehrerin an. Die guckt streng zurück: „Genau deswegen sind sie hier.“

Über eine andere unangepasste Lilith gibt es eine sehr unterhaltsame Legende:
Gott hatte Adam geschaffen und wollte ihm jetzt eine gleichberechtigte und ebenbürtige Frau an die Seite stellen – so schuf er Lilith. Lilith ist ein freier Mensch gewesen. Sie wollte sich auf keinen Fall unterordnen. Sie hat sich geweigert Adam zu dienen und ist eine stolze und selbstbewusste Frau gewesen. Selbstbestimmt – in allen Beziehungen. Auch beim Sex.  Adam aber wollte sich die dominante Position nicht nehmen lassen. Und so ist es zum Eklat zwischen den beiden gekommen. Lilith soll daraufhin auf und davon sein. Adam hat Gott angefleht, sie zurückzuholen. Aber Lilith hat nur gelacht. Sie hat sich einen anderen Gefährten gesucht und hatte mit ihm viele Kinder. Die Legende erzählt dann noch, dass Gott Lilith bestraft hat für ihren Ungehorsam. Und für Adam die weit umgänglichere Eva geschaffen hat.

Ich glaube, die Legende wurde erfunden, um Mädchen den Freiheitsdrang und die Unabhängigkeit auszutreiben. Aber ich mag die Geschichte von Lilith. Ihre Kraft, ihren Freiheitsdurst und ihren Kampf um Unabhängigkeit. Ich frage mich, wann bin ich das letzte Mal so frei gewesen und habe gegen vermeintliche Autoritäten aufbegehrt? Wann habe ich einen Blau-Weißen-Schneemann gemalt, statt wie alle brav einen schwarz-weißen. Sicher, bequem ist es nicht, gegen den Strom zu schwimmen. Aber wunderbar frei.

 http://www.myss.de/Religion/lilith.html

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28003
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