SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Wir stehen in der Turnhalle und maulen. Wir, ein bunt zusammengewürfelter Haufen, junge und alte, sportliche und unsportliche, ungefähr ein Dutzend, wir sollen die gesamte Gruppe durch ein Geflecht aus kleineren und größeren Löchern bringen. Das Ganze nennt sich Spinnennetz und sieht auch so aus, die Spinnfäden sind hier aus Seilen. Ohne das Spinnennetz zu zerstören, sprich: ohne die Seile zu berühren, sollen alle durch dieses Spinnennetz schlüpfen – allerdings jede Person jeweils durch ein anderes Loch. Wir gucken uns an und uns ist klar, das schaffen wir nie und nimmer. Aber dann klappt es doch: der kräftig gebaute junge Mann, die Turnerin, der ältere Herr, genauso wie die rundlichere Frau – am Ende sind wir bass erstaunt: das haben wir gemeinsam geschafft?

Es geht leicht verloren, dieses Gefühl für Teamgeist. Ich bin eigentlich tagtäglich nur mit mir selbst beschäftigt, selbst wenn ich ein Foto mache, brauche ich niemanden mehr, ein Selfie genügt. Aber wenn wir uns ständig nur selbst betrachten, verlieren wir den Blick für die anderen. Denn es ist ja nun einmal so: erst in der Gruppe, gemeinsam, wächst der Einzelne über sich hinaus. Nur gemeinsam sind wir stark.

Das erinnert mich an eine biblische Geschichte. Jesus war in die Stadt gekommen. Es hieß von ihm, er würde kranke Menschen heilen. Die Freunde hatten aber einen Freund, der gelähmt war. Bloß waren um Jesus dauernd viel zu viele Menschen, er war von einer richtigen Menschenmauer umgeben – keine Chance, da mit einem behinderten Freund durchzukommen. Also überlegten die Freunde sich was: sie kletterten auf das Haus, in dem sich Jesus befand, machten kurzerhand ein Loch ins Dach und ließen ihren gelähmten Freund an langen Seilen durch das Dach hinunter. Und Jesus? Jesus war beeindruckt, vom Teamgeist und vom Einfallsreichtum der Freunde. Denn letztendlich gilt doch: nur gemeinsam können wir Hürden und Hindernisse überwinden, nur gemeinsam sind wir stark.

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