Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Menschen machen Pläne. Das gehört zu uns. Vielleicht ist es unsere Art mit der Ungewissheit umzugehen. Aber wir haben nicht immer in der Hand, was die Zukunft bringt.

Das hat auch eine Freundin erlebt, als sie ihr erstes Kind bekommen hat. Sie erzählt, dass sie genau gespürt hat: Jetzt bin ich schwanger. Und sie ist sich ganz sicher gewesen: Es wird ein Junge. Irgendwann hat sie begonnen, in Gedanken mit ihrem Kind zu sprechen. Und wie selbstverständlich ist da auch der Name: Paul.

Aber wie groß ist die Überraschung bei der Geburt gewesen, als die Hebamme sagt: Ein Mädchen! „Ich weiß noch genau, wie ich mich über das kleine, warme Wesen gefreut habe“, sagt sie. „Aber obwohl ich ja schon eine Geschichte mit meinem Kind hatte, das in meinem Bauch gewachsen ist, habe ich förmlich einen Reset machen müssen - einen ganz neuen Anfang mit dem kleinen Menschen, der nun gar kein Paul war. “

Zu planen ist gut und wichtig. Aber es ist auch gut, offen zu bleiben, wenn etwas Neues auftaucht, das die Pläne durchkreuzt. Um lächelnd sagen zu können: OK. Alles auf Anfang.

Dieser Gedanke hat in mir weitergearbeitet. Mir ist aufgefallen, dass es mir mit den Menschen genauso geht wie mit meinen Plänen. Wie oft mache ich mir ein Bild von einem Menschen! Glaube zu wissen, wie er denkt, wie er fühlt, was er will. Doch wie oft habe ich schon falsch gelegen. Und dann gab es Missverständnisse und Streit.

Vielleicht sollte ich immer wieder mal den Reset-Knopf drücken und neu starten, indem ich zum Beispiel frage: Wie fühlst du dich? Was beschäftigt dich im Moment? – Ich glaube, damit könnte ich immer wieder einen neuen Anfang machen. Auch mit den Menschen, mit denen ich schon lange zusammenlebe und von denen ich glaube, ich würde sie kennen.

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