SWR3 Gedanken

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Ein super Bild: ein kleiner Junge steht vor einem Mann der Schweizer Garde im Vatikan und zieht an seinem Finger. Der Mann in der bunten Uniform verzieht keine Miene, guckt stur geradeaus. Im Hintergrund Papst Franziskus und viele viele Bischöfe. Das erstaunliche: alle lachen! Ein Bischof hat sein Handy in der Hand und macht ein Foto.

Der Junge ist sieben und mit seinen Eltern bei einer Generalaudienz des Papstes. Plötzlich klettert er auf die Bühne und spielt und rennt und hat Spaß. Der Papst und seine Leute auch. Sie lassen ihn machen. Franziskus sagt durchs Mikro: „Er ist Argentinier, er ist undiszipliniert.“ Ich finde, der Papst darf so etwas sagen. Er kommt schließlich selbst aus Argentinien.

Für mich ist das Bild ein starkes Symbol. So würde ich mir den Umgang mit Kindern in der Kirche, aber auch anderswo wünschen. Sie sind willkommen. Sie dürfen Kind sein und sie dürfen undiszipliniert sein. Es muss nicht immer alles so sein, wie wir Erwachsene das wollen oder geplant haben.

Meine beiden Kinder sind Wildfänge. Laut und temperamentvoll. Das ist gerade bei offiziellen Anlässen oder zum Beispiel beim Einkaufen sehr anstrengend. Immer hoffe ich, dass es dieses Mal einigermaßen gut geht. Im Zug hat neulich eine Schaffnerin direkt „Pscht“ zu meinem Sohn gesagt. Und: „Du musst auch an die anderen Fahrgäste denken.“ Ja klar. Mit zwei Jahren. Ich tue das. Ich denke an die anderen - und es setzt mich total unter Druck.

Es ist sehr entlastend, wenn in so einer Situation jemand sagt: „Lassen sie ihn. Er ist ein Kind.“ Oder wenn die Leute im Laden aufmunternd lachen und nicht verärgert den Kopf schütteln.

Der Papst scheint zu wissen, dass ein „Pscht“ nicht zu Kindern passt. Jedenfalls nicht, wenn sie klein sind. Er hat gezeigt, dass es zu ihnen passt, wenn man sie willkommen heißt, sie anlächelt und ihnen die Hand reicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27957
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