SWR3 Gedanken

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Mein Kollege Tobias macht mit Schülern im Religionsunterricht gerne ein Experiment:

er holt eine Freiwillige nach vorne und bittet sie, sich Schuhe und Socken auszuziehen. Damit sie das nicht allein tun muss, macht er auch mit. Er breitet eine Decke auf dem Boden aus mit einem Haufen Glasscherben. Dann fragt er die Schülerin, ob sie sich traut, sich da drauf zu stellen. Tobias verspricht, dass nichts passiert und bietet an, als erster auf den Scherben zu stehen.

Wenn die Schülerin mitmacht, stellt sie fest, es passiert ihr tatsächlich nichts. Aber es ist ein gutes Gefühl sich überwunden zu haben. Eine Mischung aus erstaunt und stolz sein.

Tobias macht das Experiment zum Thema Glauben. Für mich ist das sehr eindrücklich. Und für die Schülerinnen auch.

Glauben heißt vertrauen. Die Schüler vertrauen darauf, dass es stimmt was ihr Lehrer sagt. Sie vertrauen und dann trauen sie sich.

Glauben braucht Mut. Es scheint nicht 100%ig sicher, dass nichts passiert. Die Schüler müssen mutig sein, um sich auf das Experiment einzulassen. Dann erfahren sie, dass sie auf Scherben stehen können.

Glauben heißt auch Leute zu kennen, die ebenfalls glauben. Die davon überzeugt sind, dass an der Sache mit Gott was dran ist. Die Schüler haben bisher erfahren, dass man dem Lehrer trauen kann. „Wenn der das macht, dann kann ich das auch.“

Bei dem Experiment mit den Scherben sichert Tobias sich ab. Die Scherben sind alle stundenlang in Wasser abgekocht und haben ihre scharfen Kanten verloren.

Diesen doppelten Boden gibt es beim Glauben nicht. Ich verlasse mich dabei auf die vielen Menschen, die erfahren haben, dass Gott in ihrem Leben dabei ist. Dass ihr Glaube sie trägt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27956
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