SWR2 Wort zum Tag

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Ich ziehe mal wieder um - es ist der „ich-weiß-nicht- wie-vielte Umzug“ in meinem Leben.

Dieses Mal ziehe ich innerhalb von Mannheim um – das macht es etwas leichter. Und trotzdem heißt es mal wieder: Kartons packen. Mir graut es jetzt schon davor, alle Kartons vom vierten ins dritte Geschoss zu schleppen.  Da muss ich an eine gute Freundin denken, die im Gegensatz zu mir kaum etwas besitzt. Meine Freundin Charlotte hat einen Koffer mit Kleidung für den Alltag und einen weiteren mit persönlichen Gegenständen. Sie muss aus beruflichen Gründen oft umziehen und hat deswegen beschlossen, so wenig wie möglich anzuhäufen. Sie hat ihren Laptop, ein paar Briefe von Menschen, die ihr sehr wichtig sind, eine alte Brosche von ihrer verstorbenen Großmutter und einen Ring ihrer Mutter…  sonst nichts…sie sucht sich, wenn sie umzieht, ein bereits möbliertes Zimmer. Dinge, die fehlen, kauft sie in Gebrauchtwaren-Läden. Sie sagt, viele Dinge muss sie nicht selbst besitzen. Wenn sie einen guten Draht zu den Nachbarn hat, kann sie sich einiges einfach ausleihen.

Ich bin da nicht so gut drin. Ich habe Unmengen an Büchern, CDs, Fotoalben…

Ich habe Charlotte gefragt, wie sie es geschafft hat, sich von ihrem Besitz zu trennen.

Sie hat mir erzählt, dass es ganz einfach ist. Ich sollte mich bei jedem Gegenstand, den ich besitze, fragen, ob ich ihn wirklich brauche und ob mich dieser Gegenstand mit Glück erfüllt.

Und ob es mich nicht vielleicht glücklicher macht, wenn ich diesen Gegenstand nicht besäße. Denn dadurch könnte ich freier und flexibler sein. Und durch diese Art zu leben bemerke ich vielleicht: Es gibt nur ganz wenige Dinge, die unersetzbar sind.

Mir fällt das schwer – ich bin ganz anders aufgewachsen. Meine Eltern haben ein vollgestopftes Haus und quasi nie etwas weggeschmissen.

Auch ich habe viele Dinge, an denen ich hänge: zum Beispiel meine Lieblingskleider und ich mag meinen Schreibtisch, weil es unser alter Küchentisch ist. Ein Tisch, an dem ich schon mit all meinen Geschwistern gesessen habe. Und ich liebe mein riesiges Bücherregal mit all den Büchern darin, die ich bis heute gelesen habe.

Aber ich frage mich schon – wäre ich unglücklicher, wenn ich diese Sachen nicht hätte? Es gibt zum Beispiel Büchereien, wo ich vermutlich jedes dieser Bücher wieder ausleihen könnte…

Ich denke es ist die Mischung, die wichtig ist. Ich sollte mein Herz nicht an zu viele Dinge hängen.

Durch den anstehenden Umzug merke ich, dass es gerade nicht die materiellen Dinge sind, an denen ich hänge. Es ist der runtergekommene alte Küchentisch und nicht das teure Sideboard, das ich zur Hochzeit geschenkt bekommen habe.

Gerade deshalb tut es mir gut, mich vor dem Umzug noch von einigen materiellen Dingen zu befreien. Ich glaube für mich lebt es sich leichter, ohne den materiellen Ballast.

Anna Gold aus Mannheim von der katholischen Kirche

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27951
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