SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Extrem nett“, findet Nelly ihren Kollegen Tom. Und so wie Tom seine Kollegin Nelly manchmal anschaut, kann es nicht mehr lange dauern, bis die beiden ein Paar sind. „Extrem nett“ - mir fällt auf, dass ich das Wort ‚extrem‘ selten in so einer positiven Zuordnung höre, als Synonym für Verliebtsein.

Eigentlich begegnet mir dieses Wort nur noch zur Beschreibung von einer bestimmten Sorte Mensch: Extremisten. Extremisten werden Leute genannt, die ein einziges Ziel vor Augen haben und dem alles andere, auch Menschenleben, unterordnen. Extremisten begehen Anschläge, Extremisten töten wahllos Menschen, Extremisten sind voller Verachtung für solche, die anders denken. Wenn von Extremisten die Rede ist, dann entsteht sofort eine Atmosphäre der Angst.

Irgendwie schade um das Wort. Eigentlich bezeichnet extrem ja nur eine äußerste Grenze. Und wieso sollte ich nicht auch im guten Sinn mal an meine Grenzen gehen? Ich würde gerne mal von Extremisten lesen, die extrem menschenfreundlich sind. Extrem nett zu anderen sind!  
Extremisten der Liebe sozusagen. Und zwar nicht nur im Blick auf einen bestimmten anderen Menschen, so wie Nelly und Tom – , sondern mit einer Liebe, die die ganze Menschheit, ja, die ganze Welt umfasst.

Martin Luther King hatte eine ganz ähnliche Vision. Der schwarze Baptistenpastor, der in den 60er Jahren in den USA gewaltfrei gegen die Unterdrückung der Schwarzen kämpfte, hat einmal gesagt:
„Es ist nicht die Frage ob wir Extremisten sein wollen, sondern vielmehr, Extremisten welcher Art. Wollen wir Extremisten für den Haß oder für die Liebe sein?“ Also, ich bin für die Liebe! Auch in Extremsituationen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27910
weiterlesen...