SWR3 Gedanken

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Mal wieder die Grünphase an der Ampel verpasst. Ich stelle mich aufs Warten ein und seufze. Mein Blick bleibt an den unzähligen Aufklebern an der Ampel hängen – offensichtlich haben viele vor mir ihre Warte-Zeit produktiv genutzt! An einem Sticker bleibe ich hängen. Darauf steht: „Wieviel Wahrheit verträgst Du?“

In mir arbeitet es. Ist das die Botschaft einer Verschwörungsclique? Oder geht es um Widerstand gegen Fake news? Wie ist das mit der Wahrheit, überlege ich. Wieviel Wahrheit vertrage ich? Oder besser: Welche Wahrheit trägt mich? ´Beinahe verpasse ich auch die nächste Grünphase, weil ich so intensiv überlege.Wieviel Wahrheit vertrage ich? Welche Wahrheit trägt mich?

Mir fällt einiges an Wahrheit ein, was sehr wehgetan hat, zu erfahren. Dass jemand meine Liebe nicht erwidert. Dass ich bei einer Prüfung nicht so gut abgeschnitten habe, wie ich dachte. Dass andere bestimmte Dinge besser können als ich. Zum Teil Wahrheiten, an denen ich lange zu kauen hatte. Aber ich bin daran gewachsen. Ich hab’s vertragen. Aber was trägt mich? Welche Wahrheit hilft mir, unangenehme Wahrheiten zu ertragen?

Ich glaube, dass es wahr ist, dass ich von Gott geliebt bin. Und dass daran niemand etwas ändern kann. Kein Mensch und auch nicht der Tod.Ich bin ein wenig überrascht, dass mir das so prompt eingefallen ist. Wenn das meine wichtigste Wahrheit ist, dann könnte ich doch eigentlich mutiger leben. Dann kann mir doch keiner was.

Wenn das meine wichtigste Wahrheit ist, dass mich nichts von Gottes Liebe trennen kann, dann muss das Folgen haben. Dann will ich mich in Zukunft viel konsequenter für die Wahrheit einsetzen. Die Wahrheit, dass Gott nicht nur mich, sondern auch jeden anderen Menschen liebt. Weil diese Wahrheit alle Menschen tragen kann. Unbedingt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27909
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