Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Zeit ist relativ. Jetzt am Jahresende wird mir das besonders deutlich.
Zeit kann sich ziehen wie Schweizer Käse – oder zusammenschnurren und verklumpen.
Vielleicht ist deshalb rund um den Jahreswechsel der Schweizer Käse so beliebt.
Die beiden klassischsten Varianten sind Fondue und Raclette.
Besonderes Kennzeichen: sehr lecker, sehr sättigend und sehr langwierig.
Ich liebe diese Gerichte, denn das ist lang gezogener Genuss.
Immer wieder tunkt man kleine Brotstückchen in den geschmolzenen Käse
oder füllt beim Raclette sein Pfännchen zum Käseschmelzen.
Und weil das nun mal dauert, sind Fondue und Raclette ideale Gelegenheiten,
Freunde oder Verwandte einzuladen.
Man hat beim Essen reichlich Gelegenheit, miteinander zu reden – über Gott und die Welt.
Das kann wie gesagt Stunden dauern.
Und doch – beim Schweizer Käse vergeht mir die Zeit wie im Fluge.
Die Zeit selbst ist ein bisschen wie Schweizer Käse:
sie kann sich ziehen wie im Fondue oder zusammenschnurren wie beim Raclette.
Zwanzig Minuten auf dem Behandlungsstuhl beim Zahnarzt sind eine Ewigkeit,
zwanzig Minuten am Strand liegen und in die Sonne blinzeln geht schneller vorbei,
als man bis drei zählen kann.
Die objektive Länge der Zeit scheint gar nicht so wichtig zu sein für meine Wahrnehmung.
In der Bibel heißt es:
Vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag und ein Tag wie tausend Jahre.
Offensichtlich hat Gott bei der Erschaffung der Zeit eher an Schweizer Käse gedacht
als an ein Schweizer Uhrwerk.
Zeit ist etwas Dynamisches und mit Uhren nicht wirklich in den Griff zu kriegen.
Denn mit Uhren erzeuge ich Fristen und Termine, die ich einhalten muss.
Die sind zwar auch wichtig. Aber sie helfen mir nicht, eine erfüllte Zeit zu haben.
Oder für mich das richtige Zeitmaß zu finden.
Beides kann ich mir nur von Gott schenken lassen.
Sehr hilfreich sind dabei wie gesagt Schweizer Käse und Gespräche, die sich hinziehen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2788
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