Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Unsere Mutter wäre 90 geworden an diesem Wochenende, deshalb habe ich mich mit meinen Schwestern getroffen.

 

Zwischen Kirchwald in der  Eifel, Wissen und Hamburg haben wir Münster gewählt, was für niemanden zu weit zu fahren ist. Und dann haben wir von den alten Zeiten erzählt, wie jede von uns die Mutter erlebt hat. Hat sie die „Kleinen“ vorgezogen? Den „Großen“ zu viel Verantwortung übertragen? Waren ihre Strafen gerecht und ihre Kartoffelklöße nicht köstlich?

Als wir älter waren und in Deutschland verstreut unser eigenes Leben lebten, traf man sich natürlich Weihnachten und zu Geburtstagen in der Zentrale, bei den Eltern in Neuwied. Und später, als unser Vater gestorben war, gab es die wöchentlichen Telefonate mit der Mutter. Die wusste immer viel von ihren Kindern und so konnte ich sie fragen, was denn die Jüngste macht oder was es in Hamburg Neues gibt. Wir Schwestern untereinander haben uns manchmal über uns selbst und über unsere Mutter lustig gemacht, weil wir eben immer der Zentrale die wichtigen Dinge erzählt haben. Die gab es dann bei weiteren Telefonaten oder Besuchen an die anderen Töchter weiter. Wir haben uns manchmal lange nicht untereinander angerufen, weil wir über unsere Mutter gut informiert waren über das Leben der anderen Schwestern.

Jetzt ist die Zentrale tot.

Und wir müssen neue Wege und Orte finden, wie und wo wir uns treffen. Vielleicht tragen wir das Geburtstagswochenende der Zentrale als festen Termin in die Kalender ein.

In der Bibel steht das vierte Gebot: Ehre Vater und Mutter, damit es dir wohl ergehe auf Erden. Ich finde es eine echte Ehre, wenn eine Mutter mit Recht als „die Zentrale“ bezeichnet wird. Und uns ergeht es wohl damit, von ihr zu reden und Kartoffelklöße zu kochen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27867
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