Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Heute ist zweiter Weihnachtstag.
Und außerdem gibt es ja auch zwei Weihnachtsgeschichten bei Lukas.
Eine mit Hirten und Engeln und Krippe und allem Drumherum. Sehr bekannt.
Und eine mit einem alten Mann. Weniger bekannt.
Sie ist schnell erzählt und steht der großen, bekannten Geschichte doch in nichts nach. –

Maria und Josef machen sich mit dem Baby auf den Weg nach Jerusalem.
Dort wollen sie im Tempel anlässlich der Geburt Jesu ein Opfer darbringen.
Im Tempel treffen sie einen alten Mann mit Namen Simeon,
dem Gott ein Versprechen gegeben hatte.
Du wirst nicht eher sterben, hatte Gott gesagt, als bis du den Erlöser, den Retter gesehen hast. Als Simeon das Jesuskind sieht, da weiß er: der ist es. Ohne jeden Zweifel.
Er nimmt das Kind auf den Arm und beginnt zu beten:
Gott, jetzt kann ich in Frieden sterben, weil ich den Heiland gesehen habe. –

Es ist eine Geschichte für zwei:
Gott macht einen Anfang mit dem Retter und gewährt ein Ende in Frieden.
Ein Greis und ein Neugeborenes.
Es ist kein Zufall, dass in dieser Geschichte zwei zusammen kommen,
die es zu keiner Zeit einfach hatten in der Gesellschaft.
Beide stehen nun mal nicht im Erwerbsleben, sie produzieren nichts.
Und weil sie abhängig davon sind, dass andere sie mitversorgen,
spielen sie oft nur als Kostenfaktor eine Rolle:
die Kleinkinder und die Alten.
Die einen machen nur in die Windeln, die anderen können nur noch beten.
Die Geschichte vom alten Simeon und dem Jesuskind sagt uns:
Bei Gott stehen Sie im Mittelpunkt. Ihm sind sie besonders nah.
Denn sie sind besonders offen für das,
was Gott den Menschen zu sagen hat und für sie tun will.
Und so zeigt uns diese zweite Weihnachtsgeschichte ein ganz anderes Bild vom Leben:
Auch die, die uns vermeintlich nichts bringen, haben ihre Würde,
auch sie stehen unter Gottes Schutz.
Gerade an ihrer Seite können wir Gottes Nähe besonders deutlich spüren
– denn die einen kommen von Gott und die anderen werden bald bei ihm sein.
Weihnachten geht mit dem heutigen Tag zu Ende.
Aber die Vision von einem Leben, in dem die scheinbar Hilflosen unter uns dazugehören,
weil gerade sie uns Gott nah bringen – diese Vision ist aufregend und ewig neu.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2785
weiterlesen...