SWR3 Gedanken

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Es sind immer ganz besondere Momente für mich, wenn ich die letzten Sätze eines Romans lese. Sie haben etwas stark Abschiedliches, ja einen Hauch von Sterben. Weil, wie auch im Leben, das diesen Roman umgibt, die letzten Sätze besonders bedeutungsvoll sind.

Ich hätte so viele Beispiele wunderschöner letzter Sätze, in denen das Buch noch einmal zusammengefasst ist, die dankbar zurückschauen oder kraftvoll nach vorn. Letzte Sätze, die all das vorher Gesagte in einer wundervollen Schwebe halten oder die die großen Themen großer Romane ein letztes Mal auf den Punkt bringen: Das Leben, die Liebe, den Tod.           

Zu gern würde ich viele von ihnen nennen, aber ich würde sie aus dem Zusammenhang reißen und durch ein Hintereinanderreihen, entwerten. Darum will ich nur eine Passage eines Romans zitieren, den ich dieses Jahr gelesen habe und der mich sehr berührt hat. Es sind die letzten Sätze des Romans „Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ von Joachim Meyerhoff. In diesem Roman geht es nicht nur, aber vor allem um die Beziehung des Autors zu seinen liebenswert skurrilen Großeltern. Am Ende des Romans beschreibt er wie die Erinnerung seine verstorbenen Großeltern für ihn lebendig hält. Er schreibt: „Kaum, dass ich an sie denke, sind sie auch schon da. Sitzen in ihrem Sessel und stoßen mit mir an. Verlässlicher Besuch aus dem Totenreich. Es kommt mir so vor, als würde es sie freuen, wenn ich mich an sie erinnere. Mit offenen Armen empfangen sie mich und der Unterschied, zu einem echten Besuch bei ihnen als sie noch am Leben waren und einem Gedankenbesuch, verfliegt. Wie auch immer sie das geschafft haben, die Vergänglichkeit verschont sie und die Zeit trägt sie, wann ich es will, bereitwillig auf Händen zu mir. Ganz und gar lebendig.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27848
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