Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute ist wieder Heilig Abend, der Tag der alten Weihnachtsgeschichte,
immer noch derselben alten Geschichte.
Seit 2000 Jahren begleitet sie die Menschen. Und seit 2000 Jahren beginnt sie mit einem „aber“:
„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.“
„Aber“ heißt: aufgepasst; jetzt kommt etwas anderes. Gott wird Mensch.
Maria bringt ihn zur Welt, ihr Mann Josef steht ihr bei, die Hirten von Bethlehem bezeugen es,
ja selbst Kaiser Augustus mit seiner Volkszählung hat eine Aufgabe.
Gott wird Mensch – er will sich nicht nur menschlich zeigen, er tut nicht nur so.
Er wählt ein bestimmtes sterbliches Leben auf unserer Erde. Es beginnt vor 2000 Jahren in dem jüdischen Dorf Bethlehem. Wo das Leben doch damals wie heute oft genug
zum Verzweifeln und zum Weglaufen ist.
Wo man sich manchmal einfach nur noch die Ohren zuhalten möchte bei all den schlimmen Geschichten. Wirklich verstehen kann man diesen Weg Gottes nicht. Warum geht er ihn?
Es geht ihm wohl darum, nicht nur ein bisschen freundlich zu uns zu sein
und ansonsten unnahbar göttlich zu bleiben. Er will unser Leben teilen.
Und das kann er nur, wenn er ganz Mensch wird:
an einem bestimmter Ort und zu einer bestimmten Zeit.

Aber ich glaube an das, was ich nicht verstehe:
Dass Gott Mensch geworden ist und dass uns jedes Jahr diese Geschichte erzählt wird,
mit der Gott „Aber“ sagt.
Ihr erlebt Krieg, Not und Verzweiflung inmitten von Routine und Wohlstand?
Ich aber schenke euch Trost und Hoffnung.

Ich vertraue darauf, auch wenn ich’s nicht wirklich verstehe, dass Gott die Menschen liebt.
Ich wünsche Ihnen, dass die Weihnachtsgeschichte auch ein Teil Ihrer Lebensgeschichte wird.
Sie soll Sie daran erinnern:

Du machst Fehler oder es geht dir schlecht –
aber auch bei deiner Geburt sangen die Engel.
Die Zeit, in der du lebst, ist nicht leicht –
aber auch mit dir kam Gott zur Welt.

Gott ist auf deiner Seite.
Es ist immer noch die alte Geschichte.
Und doch kann ich sie nicht oft genug hören.

Fröhliche Weihnachten!

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