SWR2 Wort zum Tag

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Gute Vorsätze gehören zum Jahreswechsel wie Feuerwerk und Miss Sophie aus Dinner for One. Zum 5. Januar gehört dann, dass spätestens an diesem Tag die meisten guten Vorsätze schon wieder gescheitert sind. Unzählige Menschen auf der ganzen Welt haben am 5. Januar wieder angefangen, zu rauchen, oder bereits die erste Flasche Sekt auf ihre ganz persönlichen gescheiterten Vorsätze geleert. Schade eigentlich. Aus neurowissenschaftlicher Perspektive allerdings auch logisch. Denn wenn man Vorsätze mit negativen Sätzen wie „nie wieder“, „keinesfalls“ oder „niemals“ auflädt, merkt sich das Gehirn das Negative und fühlt sich nicht positiv angestachelt. Wesentlich zielführender ist es, die neuen Lebensziele lustvoll aufzuladen. Aber wie bekommt man Lust mit guten Vorsätzen in Einklang?

Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, so das Sprichwort. Dahinter steckt die tiefe Erkenntnis, dass der Mensch nicht zur Perfektion geschaffen ist und an sich verzweifelt, wenn er genau das versucht: perfekt zu sein. Die an sich gar nicht so schlecht klingenden Vorsätze, genau wissen zu wollen, was gut und böse ist oder der Wunsch, so zu sein wie Gott, hat schon ganz andere Leute aus dem Paradies vertrieben.

Meiner Erfahrung nach kommt man nur positiv weiter. Bei mir hat es mit dem Rauchstopp geklappt, als mich mein Sohn mit Tränen in den Augen darum gebeten hat. Zwanzig Jahre später habe ich ihn mit einer größeren Summe bestochen, damit nun wiederum er mit dem Rauchen aufhört. Das hat funktioniert, weil er sich von dem Geld einen Herzenswunsch erfüllen konnte und es dann später nicht übers Herz gebracht hat, mich zu enttäuschen und wieder mit dem Rauchen anzufangen. Letztlich sind es Beziehungen, die weiterhelfen. Meine Freundin hat ihren Vorsatz „Ich will endlich meine Flugangst loswerden“ umgesetzt, als sie sich in einen Mann verliebt hat, der auf einem anderen Kontinent gearbeitet hat. Als Christin glaube ich daran, dass Gott uns als Beziehungswesen geschaffen hat. Mit Beziehungen ist es wie mit dem guten Vorsätzen: Sie können in Richtung Himmel und in Richtung Hölle weisen. Aber wenn man gute Vorsätze mit Beziehungen verknüpft, ist man tendenziell auf dem richtigen Weg. Ich habe mir vorgenommen, mit meinem Geld im neuen Jahr so umzugehen, dass mir genug zum Spenden bleibt. Ich habe mir weiterhin vorgenommen, mich mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Ich stelle mir vor, dass es schön ist, meinen Konsum neu zu gestalten. Nämlich so, dass auch meine zukünftigen Enkelkinder später diese Welt genießen können. Ich glaube, ich bin auf einem guten Weg.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27829
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