SWR3 Gedanken

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Frau Scholth ruft mich an und ist ganz durcheinander. Sie ist alt und nur mit Hilfe kann Sie das Haus verlassen. Und jetzt liegt ihr Lebensgefährte im Krankenhaus. Beide haben keine Kinder. Sie ist die einzige Ansprechperson für die Ärzte und die fragen sie jetzt, ob die Apparate, die ihren Lebensgefährten noch am Leben halten, ausgeschaltet werden sollen oder nicht.

Eine grässliche Situation. Und eine, in die immer mehr Menschen kommen. Die guten medizinischen Möglichkeiten, die wir haben, stellen uns auch vor schwierige Fragen. Und die sind nicht leicht zu beantworten. Was verlängert das Leiden nur unnötig und was erleichert die Situation eines Sterbenden? Frau Scholth kann das im Moment nicht sagen und auch die Ärzte sind nicht immer sicher, was das Richtige ist. Und vor allem: Die können ja auch nicht für sie entscheiden.

Ich spreche mit Frau Scholth, lasse mir ihre Situation erklären und frage nach, was denn gerade der Stand der Dinge ist und was die Ärzte sagen. Langsam wird Frau Scholth ruhiger. Sie findet es schrecklich, dass sie jetzt da eine Entscheidung treffen muss, aber fast wie aus den Nichts sagt sie: „Beim lieben Gott, sind wir ja alle wieder zusammen.“ Dann beendet sie das Telefonat relativ abrupt.

Ich lege verdutzt auf und denke: Das ist eine große Verantwortung die einen schier zerreißt. Die Zustimmung dazu zu geben eine Maschine auszuschalten ist etwas ganz anderes, als wenn Menschen im Schlaf sterben.

Frau Scholth hat geholfen, dass Sie an Gott glaubt. Sie hat gehandelt und später beim Trauergespräch sagte sie mir nochmal: „Beim lieben Gott, sind wir ja alle wieder zusammen.“

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