SWR2 Wort zum Tag

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Astrid Lindgren und Erich Kästner: Sie haben Millionen Kinderseelen mit ihren Geschichten glücklich gemacht und ich glaube auch stärker. Aber beide haben sich auch um erwachsene und älter gewordene Seelen gesorgt: Und zwar ganz ähnlich.

Erich Kästner hat gemeint:
„Lasst Euch die Kindheit nicht austreiben.“
Und Astrid Lindgren hat gesagt: "
Alle Menschen sollten ihre Kindheit von Anfang bis Ende mit sich tragen."

Beide haben meines Wissens diese Sätze nicht groß begründet. Ich glaube, sie haben einfach aus Erfahrung gesprochen, aus dem Herzen. Sie waren überzeugt: Ich bin nur echt Mensch, wenn ich die Verbindung zu mir als Kind nicht verliere, sie nicht abschneide. Fast so als wäre die innere Verbindung so etwas wie eine Nabelschnur. Eine Quelle meiner Menschlichkeit. Ich habe versucht mir einen Reim darauf zu machen.

Vielleicht meinten sie es so: ‚bitte vergiss nie, dass Du selbst mal Kind warst. Und wie das war. Wie sich das angefühlt hat, wenn man kleiner ist als die anderen. Wenn man zu jemand aufschauen kann oder aufschauen muss. Wie das war damals, unterlegen zu sein. Angewiesen auf andere.

Und vergiss nie wie schön das auch war. Wie schön das war, selbstvergessen zu spielen. Im besten Sinn, spielfreudig zu sein. Oder sich zu erinnern: wie gut hat es mir als Kind getan, wenn mich jemand getröstet hat und in den Arm genommen. Mir gut zugeredet.

Sich daran zu erinnern hilft auch als Erwachsener nicht zu vergessen, dass mir das immer noch gut tut. Und dass wir das können, trösten. Es hilft das Kind in mir nicht zu vergessen, das trostbedürftig ist und sich nach Zärtlichkeit sehnt. Das Kind aufleben zu lassen, das immer noch gerne spielfreudig ist. Und gern selbstvergessen sein mag.

Ich finde übrigens Erich Kästner und Astrid Lindgren waren Geschwister im Geiste von Jesus. Der bringt aber auch noch die Zukunft ins Spiel: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, sagt er, kommt ihr nicht ins Himmelreich.“ Die Verbindung zum Kindsein macht zukunftsfähig, so verstehe ich ihn. Wenn ich mich erinnere, wie das war ein Kind zu sein, dann kann ich Kinder besser lieben. Und ich werde mich für ihre Zukunft einsetzen. Damit wir ihnen eine Welt hinterlassen, in der sie auch leben können.

Lebt „enkeltauglich“, habe ich vor einiger Zeit gehört. Für mein eigenes Leben muss ich mich nicht kümmern, was nach 2050 ist. Aber das hieße, die Verbindung zur Kindheit in mir kappen und abschneiden. „Werdet wie die Kinder“. Heißt: Lebe auch für die Generationen nach Dir. Lege sie dir ans Herz.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27789
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