SWR2 Wort zum Tag

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„Die Kirche ist dazu da, um zu entängstigen.“ So hat es ein Publizist auf den Punkt gebracht, was für ihn die Aufgabe von Kirche ist. Und er hat es auch begründet: Wir haben als Menschen Angst vor vielem im Leben. Zu Recht. Und die Kirche, der christliche Glaube, sollte Menschen da nicht noch zusätzlich Angst zu machen. Sie sollte entängstigen.“

Mir geht dieses Wort seither durch den Kopf. „Entängstigen“. Wie geht das? Dass man es verantwortlich tut zum einen und dass es auch wirken kann, zum anderen? Es wäre ja nicht wirklich Entängstigen, wenn man Ängste einfach verdrängt oder übertüncht und es würde ja auch nicht helfen, wenn es die Tiefe unserer Ängste nicht erreicht.

Beim Nachdenken ist mir „Gottes fröhlicher Partisan“ eingefallen. Als Vorbild für entängstigen.
„Gottes fröhlicher Partisan“: So hat eine große deutsche Zeitschrift den Theologen Karl Barth genannt. Genau vor 50 Jahren ist der gestorben. Er war weltweit einer der wichtigsten Theologen im 20. Jahrhundert. Und er wirkt nach bis heute. Ich finde, der Titel „Gottes fröhlicher Partisan“ passt genial zu Karl Barth.

Und er enthält zwei Schlüsselworte, die zeigen: Karl Barth hatte eine Ahnung davon, wie Glaube entängstigen kann. Ein Schlüsselwort gegen Angst ist „fröhlich“, und das andere „Partisan.“

- Als „Partisan“ gegen Angst hat Barth 1934 gewirkt. Er war die treibende Kraft, die Widerstand gegen die NS Ideologie formuliert hat. Bei der evangelischen Synode in Wuppertal- Barmen. ‚Christen glauben nicht an einen Führer, sondern an Jesus Christus,‘ war Karl Barth tief überzeugt. Das sollten sich Christen und Kirchen in Deutschland zu eigen machen und danach leben. Er war überzeugt. Das hilft in Angst zu einer klaren Haltung. Gegen jede rechte und menschenverachtende Ideologie.

Die Synode hat dann öffentlich bekannt: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als gebe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu eigen wären.“ Karl Barth hat diese widerständige Haltung gelebt und wurde aus Deutschland ausgewiesen.

- Das zweite Schlüsselwort in seinem Ehrentitel ist „fröhlich“: Er ist wohl ein Mensch gewesen mit einer Portion Heiterkeit und Humor. Diese Heiterkeit kam auch aus dem Glauben an Gott. In seinen späteren Jahren wurde Gott für Karl Barth immer menschenfreundlicher. Einer der nicht nur Haltung gibt, sondern auch Halt. Wenn ich glauben kann: dass Gott an meiner Seite ist, auch wenn ich Angst habe, dann kann ich der Angst begegnen: Mutig und auch heiter. So könnte es gelingen mit dem Entängstigen.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27788
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